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SBB krempelt um: Läden und Restaurants eröffnen neu im Zürcher Hauptbahnhof

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Diese Läden und Restaurants eröffnen neu im Zürcher Hauptbahnhof

· Online seit 27.07.2024, 10:26 Uhr
Vor zehn Jahren ging die Zürcher Durchmesserlinie in Betrieb und mit ihr viele neue Läden im Hauptbahnhof. Deren Verträge laufen nun aus. Die Bahn nutzt die Gelegenheit. Sie krempelt das Angebot um. Das zeigt die Liste der neuen Mieter, die CH Media vorliegt.
Stefan Ehrbar / ch media
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Fast eine halbe Milliarde Franken Umsatz pro Jahr, 200 Geschäfte, Dienstleister und Restaurants, alle geöffnet an sieben Tagen in der Woche: Der Zürcher Hauptbahnhof ist eines der grössten und beliebtesten Shoppingcenter der Schweiz. Vor zehn Jahren wuchs das Einkaufszentrum mit Gleisanschluss noch einmal. Mit der Eröffnung der Durchmesserlinie und dem dazugehörigen Bahnhofteil gingen neue Ladenpassagen in Betrieb. Viele ihrer Mieter werden nun aber vor die Tür gestellt.

Die SBB krempeln das Angebot in ihrem grössten Bahnhof nämlich um. Die Mieterverträge vieler Läden, die seit 2014 im neuen Teil eingemietet sind, werden nach den ersten zehn Jahren nicht verlängert. Stattdessen setzen die SBB auf mehr Lokalkolorit und Schweizer Premieren.

CH Media liegt die Liste der Mieterwechsel vor. In den nächsten Wochen und Monaten erwarten die täglich etwa 400'000 Nutzerinnen und Nutzer des Bahnhofs folgende neue Angebote:

  • Der Kioskkonzern Valora muss den letzten im HB verbliebenen Laden des Formats Avec räumen. Zum Zug kommt stattdessen der Reisegastroriese SSP aus London, der im HB bereits eine Filiale des Formats Pret A Manger betreibt. Er wird den ersten Schweizer Laden seines Convenience-Formats Point eröffnen, das auf frische Waren und Reisebedarf setzt. Dies ist speziell, weil Valora bisher der Convenience-Partner der Wahl der SBB war. Ein Beobachter geht davon aus, dass SSP künftig auch an anderen Bahnhöfen vermehrt zum Zug kommen könnte, an denen Mieterwechsel anstehen.
  • Valora schliesst zudem eine Filiale des Kaffeeformats Spettacolino, die durch eine der Zürcher Kaffeekette Miró ersetzt wird.
  • Eine von zwei HB-Filialen des Migros-Formats Hitzberger macht dem Take-away-Konzept Ida & Frida Platz. Dieses SSP-Format kommt ebenfalls erstmals in die Schweiz. Es setzt auf gesunde Verpflegung mit Sandwiches, Wraps und Säften.
  • Der italienische Dessousanbieter Intimissimi muss Platz machen. An seiner Stelle zieht die französische Lingeriekette Etam in den Hauptbahnhof ein. Intimissimi bleibt mit einem Laden an der Bahnhofstrasse in der Nähe präsent.
  • Die Coop-Filiale kann ihre Fläche vergrössern.
  • Der dänische Schmuckanbieter Pandora wird durch eine Filiale des aargauischen Schmucklabels Sidang ersetzt. Pandora eröffnet dafür demnächst einen Laden an der Bahnhofstrasse, wie CH Media weiss.
  • Der Kuchenladen Cakefriends macht dem Zürcher Getränkeanbieter The Matcha Club Platz.
  • Die zweifach im HB vertretene, zu Coop gehörende Sushikette Yooji's gibt einen Standort auf. Stattdessen eröffnet die Zürcher Gastrokette Wiesner die erste Filiale ihres neuen Formats Negishi To Go. Neben klassischen Sushis soll es dort weitere japanische Spezialitäten wie Bento-Boxen oder Nudelsuppen geben, teilt die Firma auf Anfrage mit. Die Sushis würden direkt vor Ort gerollt und seien innert maximal einer Minute servierbereit.
  • Voraussichtlich Ende 2025 wird der US-Sportartikelhersteller Nike im Nordtrakt einen Flagship-Store eröffnen.
  • Vor kurzem eröffnet wurden neue Läden der Schweizer Gastroketten Kaisin, House of Momos und M-Panada.

Angebote für Pendler und Pendlerinnen

Die SBB teilen mit, sie wollten mit den Wechseln die Take-away-Angebote in den stark frequentierten Bereichen konzentrieren und mit Geschäften kombinieren, deren Angebot auf Pendlerinnen und Pendler ausgerichtet sei. In den ruhigeren Passagen würden hingegen vor allem Ladengeschäfte und Dienstleister platziert.

Die neuen Angebote passen zur Strategie der Bahn, in den grossen Bahnhöfen mehr Platz für lokale Anbieter zu schaffen. Die Aufwertung soll aber auch gelingen, indem an passenden Stellen hochwertige Gastronomieangebote geschaffen werden.

Im Südtrakt des Hauptbahnhofs, der vor wenigen Monaten nach einer langjährigen Renovierung wieder eröffnet wurde, mussten die Günstiganbieter Burger King und Nordsee weichen. Stattdessen eröffneten ein Fine-Dining-Restaurant oder ein Burgeranbieter, der 23 Franken für einen Burger mit Pommes verlangt. Die Menükarte einer neuen Brasserie führte bei der Eröffnung Apérogerichte mit Kaviar für 31 Franken, Rindsfilet für 65 Franken oder als Dessert eine Käseauswahl für 21 Franken auf.

Happige Preise

Allerdings dürften die SBB überschätzt haben, wie viele Leute in den Bahnhöfen bereit sind, solche Preise für ihr Essen zu bezahlen. Die ebenfalls neu im Südtrakt präsente, auf Poulet spezialisierte Restaurantkette Yardbird hat in den wenigen Monaten des Bestehens ihrer Bahnhofsfiliale bereits die Preise angepasst und die Öffnungszeiten verkürzt.

Der Chef der neuen Brasserie Valentin Diem wiederum sagte diese Woche dem Tages-Anzeiger, er habe gemerkt, dass die Leute am Bahnhof «preissensibel» seien. Er habe deshalb das Angebot für sein Restaurant überarbeitet. Ab Ende dieser Woche soll ein neues Menü eingeführt werden. Zumindest im Gastrobereich stösst die durch die SBB forcierte Gentrifizierung an ihre Grenzen.

veröffentlicht: 27. Juli 2024 10:26
aktualisiert: 27. Juli 2024 10:26
Quelle: watson

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