Zürich

Vorfall an Chilbi Hombrechtikon: Mann kickt 12-Jährige

Wasserspritzer

Mann kickt Mädchen wegen Spiel mit Wasserpistole an Chilbi Hombrechtikon

28.08.2024, 14:20 Uhr
· Online seit 27.08.2024, 04:45 Uhr
Eine Kindergruppe bespritzte sich an der Chilbi Hombrechtikon mit Wasserpistolen. Dabei soll ein Mann ein 12-jähriges Mädchen getreten haben, wie dessen Mutter behauptet. Ein Psychotherapeut bestätigt, dass Erwachsenen schneller der Kragen platzt.
Anzeige

Die 12-jährige Elina* hat von der Chilbi Hombrechtikon ein schmerzhaftes Andenken nach Hause gebracht: blaue Flecken an der Ferse. Diese holte sie sich am Sonntag aber nicht etwa bei einem Ruck auf einer schnellen Bahn.

«Ich war baff, als ich das erfuhr», berichtet ihre Mutter K.G.**, die in Tann wohnt, gegenüber ZüriToday. «Sie erzählte mir, dass ein Mann sie ins Bein gekickt habe, weil er vielleicht einen Wasserspritzer abbekommen habe.» Passiert sei es, als ihre Tochter mit ihrer Cousine und Kolleginnen an der Chilbi mit Wasserpistolen gespielt hätten. Die Pistolen hätten sie bei einem Angelspiel gewonnen und an einem Brunnen und einem Wasserhahn immer wieder aufgefüllt.

Beim Angelspiel konnten die Teilnehmenden für einen Franken pro Platte mit einem Apfel an einer Angel Platten vom Rücken von Raupen angeln, unter denen sich Gewinnpunkte verstecken. Die zusammengezählten Punkte ergaben einen Preis, zum Beispiel eine Wasserpistole.

«Sie spritzen sich gegenseitig ab und da konnte es passieren, dass jemand beim Vorbeigehen etwas davon abbekam», sagt die Mutter. Es könne nervig sein, angespritzt zu werden. «Aber niemand hat das Recht, ein Kind zu kicken.» In Ordnung wäre gewesen, wenn der Mann ihre Tochter zurechtgewiesen hätte.

«So reagiert man nicht»

In der Facebook-Gruppe «Du bisch vo Hombi wenn ...» machte K.G. ihrem Entsetzen mit einer Beschreibung des Kickers Luft. «Dann muss man halt zu Hause bleiben und nicht an die Chilbi gehen, wo es Kinder hat. Echt zum Kopfschütteln», schrieb sie im Post.

Wer eine andere Person angeht, kann sich der Tätlichkeit oder der Körperverletzung schuldig machen. Eine Aargauer Lehrerin etwa kassierte eine Busse von 500 Franken, weil sie eine Tür gegen den Kopf eines Schülers geschlagen und ihn geohrfeigt hatte. Anzeige hat K.G. bei der Polizei nicht erstattet. «Es geht ums Prinzip, dass man so nicht reagiert», sagt sie. Ihrer Tochter sei das Spiel mit der Wasserpistole nach dem Vorfall verleidet. «Dabei ist es doch so schön, wenn Kinder sich bei einem Spiel austoben, statt vor einem Bildschirm zu hängen.»

Psychotherapeut Felix Hof beschäftigt sich unter anderem mit Konflikten zwischen Jugendlichen und Erwachsenen. «Ich stelle im Alltag fest, dass der Generationenvertrag zwischen Kindern und Erwachsenen brüchig geworden ist», sagt er. Kinder in seiner Praxis berichteten, dass ältere Menschen ihnen gegenüber unwirsch reagierten oder teilweise auch tätlich würden, wenn sie etwas störe. «Zum Beispiel erzählen sie, im Tram schon geschubst worden zu sein, wenn sie etwas laut waren.»

Grenzen würden nicht mehr aufgezeigt

Hof vermutet den Grund für die heftigen Reaktionen darin, dass Kinder und Jugendliche im öffentlichen Raum viel Platz einnehmen, weil Eltern und Lehrpersonen ihnen keine Grenzen mehr aufzeigen. Bitte man Jugendliche in einem Park zum Beispiel freundlich, die laute Musik herunterzudrehen oder sich umzusetzen, kämen oft freche Antworten zurück anstatt Verständnis.

Kürzlich habe eine Kindergartenklasse mitten auf einem Weg gespielt und gebastelt, sagt Hof. «Als ich sie bat, etwas auf die Seite zu gehen, damit ich durchgehen konnte, wünschten mir die Kinder inklusive Kindergärtnerin ‹einen schlechten Tag›.»

«Bestelle ab jetzt keine Wasserpistolen mehr»

Dass Kinder Erwachsene durch rücksichtsloses Verhalten auf die Palme bringen können, kann Hof nachvollziehen. «Ein Kind körperlich anzugehen, ist aber ein absolutes No-Go», sagt er. In einer solchen Situation müssten die Erwachsenen mit den Kindern den Dialog suchen.

Gleich wenig Verständnis wie für Erwachsene, die Kinder kicken, hat er für Wasserpistolen an Chilbis. «Wenn ich ‹Wasserpistole› höre, kommt mir schon die Galle hoch», sagt er. «Ich kann nicht nachvollziehen, dass es an Chilbis immer noch gang und gäbe ist, Kindern solche Dämlichkeiten zu offerieren oder zu verkaufen.» Dabei handle es sich um ein gewaltverherrlichendes Spielzeug. «Zudem hätten sich Kinder früher schon gar nicht getraut, mitten in einer Chilbi mit Wasserpistolen herumzurennen.»

Auch für die Betreiberin des Angel-Spiels hat es sich am Montagnachmittag an der Chilbi Hombrechtikon ausgespritzt. «Es artet mit den Wasserpistolen aus. Darum bestelle ich ab jetzt keine mehr», sagt Rahel Gottardi. Die heutige Jugend habe keinen Respekt mehr.

*Name der Redaktion geändert.
**Name der Redaktion bekannt.

veröffentlicht: 27. August 2024 04:45
aktualisiert: 28. August 2024 14:20
Quelle: ZüriToday

Anzeige
Anzeige
zueritoday@chmedia.ch