Zürcher ist erster Schweizermeister in Entrepreneurship
«Leider werde ich nicht mehr lange erreichbar sein, da ich auf dem Weg ins Militär bin.» Das sind die ersten Worte am Montagmorgen, die Ralf Boltshauser aus dem Zürcher Oberland schreibt. Er und sein Teamkollege Raymond Tea aus dem Thurgau sind die frischgebackenen Entrepreneurship-Schweizermeister, also im unternehmerischen Denken und Handeln. Zum ersten Mal in der Geschichte der SwissSkills wurde der Wettbewerb in dieser Disziplin durchgeführt. Dabei sind die 20-Jährigen am Samstagabend zu den ersten Schweizermeistern gekürt worden.
«Grösste Herausforderung war das Ziel»
«Der Samstag war unglaublich! Erstaunlicherweise war ich deutlich weniger nervös beim Pitch als erwartet. Die Siegerehrung fand ich jedoch überwältigend», schwelgt Ralf in Erinnerungen ans vergangenen Wochenende. Nach der Ehrung hätten er und sein Teamkollege den restlichen Abend mit den anderen Teilnehmenden genossen.
Zu Beginn der SwissSkills erhielten sie die Aufgabenstellung: Innert drei Tagen eine Geschäftsidee zu entwickeln, die zur Erreichung des Sustainable Development Goal 3 der Vereinten Nationen beitragen soll. Dieses Ziel will ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern.
«Die grösste Herausforderung war es, ein Ziel auszuwählen. Denn dieser Entscheid würde die ganze Meisterschaft beeinflussen und konnte nur mit sehr wenig bestehenden Informationen getroffen werden», wie Ralf erzählt.
App zur Förderung der guten Gewohnheiten
Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Das Siegesprodukt der Schweizermeister soll die physische und mentale Gesundheit stärken und ebenso die schlechten Gewohnheiten mindern, wie Ralf erklärt: «Die App soll helfen, positive Gewohnheiten aufzubauen, wie regelmässig Sport zu machen, immer wenn man im Zug ist zu lesen, anstatt ins Handy zu starren oder auch schlechte Gewohnheiten brechen - wie, zu spät ins Bett gehen.»
Es gibt bereits viele Apps, die dieses Problem lösen wollen, jedoch sieht Ralf ein Problem dabei: «Diese sind oft sehr überladen und haben frühe Pay Walls. Wir haben also ein bestehendes Konzept einer Gewohnheitstracker-App genommen und diese anschliessend verbessert.»
«Investierte Zeit hat sich ausgezahlt»
Für Ralf bedeutet der Sieg nicht nur eine Medaille oder einen Titel. Es freut ihn, dass sich die investierte Zeit nun ausgezahlt hat: «Der Titel bedeutet mir extrem viel. Ich habe die letzten paar Jahre genutzt, um Bücher über das Unternehmertum zu lesen, eigene Projekte zu realisieren und verknüpfte Skills zu erlernen, wie Finanzen oder Marketing. Von allen Schweizern, die dieses Jahr mitgemacht haben, im besten Team zu sein, bestätigt mir, dass die investierte Zeit sich tatsächlich auszahlt.»
Erst vor Kurzem haben die beiden die Berufsbildung zum Applikationsentwickler abgeschlossen. Dieser Sieg bedeutet für das junge Team, dass sie 2023 die Schweiz an den EuroSkills in Danzig und 2024 an den WorldSkills in Lyon vertreten werden. Bevor es aber soweit ist, muss Ralf noch bis Anfang November in der Rekrutenschule als strategischer Funkaufklärer dienen, danach will er für mindesten eins bis zwei Jahre im alten Lehrbetrieb weiter arbeiten – aber das Ziel ist natürlich das Unternehmertum.
Grosses Interesse und Ideen mit Potenzial
Rund 150 junge Menschen aus der Berufsbildung haben sich letzten Winter für die erste Meisterschaft in Entrepreneurship beworben. Acht Teams aus den verschiedenen Sprachregionen der Schweiz, insgesamt 19 Personen, schafften es ins Finale an die SwissSkills 2022. Während vier Tagen stellten sie dann ihre unternehmerischen Kompetenzen vom 7. bis 10. September unter Beweis.
(joe)