Zürich

Ghost Bike – Velo Mänsche Züri gedenkt in Wiedikon mit Silent Ride Velofahrerin

Mahnmal

Tödlich verunfallte Velofahrerin (24) bekommt Ghost Bike in Wiedikon

29.06.2024, 08:10 Uhr
· Online seit 29.06.2024, 08:02 Uhr
Eine junge Velofahrerin kam vor knapp einer Woche in Wiedikon ums Leben. Am Samstag gedenkt ihr die Velo-Community in der Stadt Zürich mit einem Silent Ride. Geplant ist auch, am Unfallort ein weisses Velo aufzustellen.
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Erneut überschattet ein tragischer Unfall die Zürcher Velo-Community. Am 20. Juni starb eine 24-jährige Velofahrerin in Wiedikon bei einem Zusammenstoss mit einem Lastwagen. Die Unfallursache ist noch nicht geklärt. Abklärungen zum Unfallhergang liefen, sagte ein Mediensprecher der Stadtpolizei Zürich am Freitag.

Bereits im März kam ein Velofahrer ums Leben. Der 27-Jährige stiess in Altstetten mit einem Tram zusammen und wurde zu Boden geschleudert. Tief sass der Schock auch, als ein Betonmischer im Herbst 2022 eine 25-jährige Velofahrerin beim Lochergut tödlich erfasste.

Der jüngste Unfall ist ein erneuter Schlag für die Velo-Community. «Wir sind schockiert, traurig und wütend», schreibt das Kollektiv Velo Mänsche Züri auf dem Kurznachrichtendienst Threads. Dieser schreckliche Vorfall berühre sie und alle. «Jede:r von uns hätte auf diesem Fahrrad sitzen können.»

Schweigefahrt zum Unfallort

Für Samstag um 13 Uhr ruft das Kollektiv deshalb zu einem Silent Ride auf. Treffpunkt ist um 13 Uhr auf Helvetiaplatz. Von dort führt die sogenannte Schweigefahrt zum Unfallort. Das Kollektiv fordert im Post die Teilnehmenden auf, Blumen und Kerzen mitzubringen. An der Gedenkstelle halten die Teilnehmenden für einen Moment inne. Danach geht die Fahrt zurück zum Helvetiaplatz.

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Am Unfallort werden die Teilnehmenden ein Ghost Bike aufstellen. Dabei handelt es sich um ein weiss gestrichenes Mahnmal für Velofahrer, die im Strassenverkehr tödlich verunglückt sind. Der Brauch geht auf einen Mechaniker zurück, der im amerikanischen St. Louis Zeuge eines Unfalls zwischen einem Autofahrer und einer Velofahrerin wurde. Darauf markierte er mit 15 weiteren weissen Velos Orte, an denen kürzlich Velofahrende von Autos erfasst worden waren. Bald breiteten sich die weissen Mahnmale auf zwei Rädern in Städten auf der ganzen Welt aus.

«Hatte hier keine Angehörigen»

Ursprünglich kamen Bekannte der verstorbenen Velofahrerin auf Tim Durisch zu, der Mitglied von Velo Mänsche Züri ist. «Die verstorbene Person stammte aus einem anderen Kanton und hatte hier keine engen Angehörigen», sagt er. Die beiden Bekannten hätten ein altes Velo mitgebracht, das nun als Ghost Bike verwendet werde. «Ich bot ihnen bei den Vorbereitungen meine Hilfe an, weil ich über das nötige Material und die Infrastruktur verfüge.»

Das geplante Ghost Bike für das 24-jährige Todesopfer in Wiedikon ist nicht das erste weisse Velo in der Stadt Zürich. Velo Mänsche Züri stellte nach dem Unfall des 27-Jährigen im März ein weisses Rennvelo auf. An der Abzweigung, wo im September 2022 eine 25-Jährige tödlich verunglückte, stand während eines Jahres ein weisses Velo. Auf Wunsch der Familie wurde es im August 2023 entfernt.

«Wie viele Menschen müssen noch sterben?» 

Mit dem Silent Ride wollten sie in erster Linie der Betroffenheit Platz geben, sagt Tim Durisch. «Gleichzeitig ist man auch wütend, dass solche tödlichen Unfälle in einer solchen Regelmässigkeit passieren. Wie viele Menschen müssen noch sterben, bis endlich etwas gemacht wird?», fragt er. Schon viel sicherer würde die Situation seiner Meinung nach, wenn alle Lastwagen in der Stadt mit Totwinkel-Kameras oder Warnsystemen ausgerüstet würden.

Silvan Eberhard, Leiter Logistik und Mitglied der Geschäftsleitung des Zürcher Bauunternehmens Eberhard, sagte nach dem Unfall vom 20. Juni, dass die meisten Unternehmen grossen Wert auf die Sicherheit und Technik in den Fahrzeugen legten. «Auch wir investieren bei unseren Lastwagen viel Geld in zusätzliche Kameras und Sensoren.» Trotzdem könne ein toter Winkel nicht ausgeschlossen werden. Fahre ein Velofahrer neben einem Lastwagen her, handle es sich um eine der brenzligsten Situationen im Strassenverkehr für jeden Chauffeur.

veröffentlicht: 29. Juni 2024 08:02
aktualisiert: 29. Juni 2024 08:10
Quelle: ZüriToday

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