Schweiz

9000 Lehrstellen noch unbesetzt – diese Branchen haben am meisten Mühe, Lernende zu finden

Mädchen vs. Jungs

9000 Lehrstellen noch unbesetzt – diese Branchen haben am meisten Mühe, Lernende zu finden

· Online seit 08.08.2024, 11:16 Uhr
Die Berufslehre ist bei Jugendlichen in der Schweiz nach wie vor sehr beliebt. Von den 75'000 angebotenen Lehrstellen sind aber über 9000 noch unbesetzt, denn nicht alle Lehrstellen-Angebote finden Anklang.
Philipp Reich / watson
Anzeige

In den letzten Tagen hat für Tausende von Jugendlichen der noch ernstere Ernst des Lebens begonnen. Denn nach Ende ihrer obligatorischen Schulzeit sind sie mit ihrem ersten Arbeitstag in die Berufslehre gestartet. Insgesamt standen in diesem Jahr 94'303 Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren vor der Ausbildungswahl. Gemäss dem Nahtstellenbarometer des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) entschieden sich rund 46 Prozent – also fast die Hälfte – für eine Berufslehre.

Dieser Anteil blieb in den letzten Jahren mehr oder weniger konstant. Gesunken ist dafür der Anteil der Jugendlichen, die an eine Maturitäts- oder Fachmittelschule wollen – von 40 Prozent im Jahr 2022 auf 31 Prozent in diesem Jahr. Dafür wollen mit 12 Prozent deutlich mehr ein Zwischenjahr einlegen als noch vor zwei Jahren.

Auffällig: Deutlich mehr Mädchen (47 Prozent) wollen ans Gymi als Jungen (37 Prozent). Dafür ist die Berufslehre bei den männlichen Jugendlichen mit 62 Prozent deutlich beliebter als bei den weiblichen.

Wie schon seit Jahren ist auch in diesem Jahr die KV-Lehre die beliebteste im Land. Fast ein Fünftel aller Jugendlichen möchte Kauffrau oder Kaufmann werden, wobei die KV-Lehre bei Mädchen (22 Prozent) deutlich beliebter ist als bei den Jungen (15 Prozent). Es gibt allerdings noch grössere Interessensdiskrepanzen. So kommen die Berufslehren Fachfrau Gesundheit und Betreuung sowie Medizinische Praxisassistentin vor allem für Mädchen in Frage, während sich die Jungen für Berufe wie Informatiker oder Elektroinstallateur interessieren.

Rund 75'000 Lehrstellen werden pro Jahr von Schweizer Unternehmen angeboten, davon sind gemäss Yousty.ch, dem grössten Berufsbildungsportal der Schweiz, nach der ersten Augustwoche noch über 9000 Stellen unbesetzt. Das ist nicht ungewöhnlich: Im letzten Rekrutierungsjahr blieben rund 16 Prozent der Lehrstellen offen.

Doch nicht alle beliebten Berufslehren sind noch zuhauf im Angebot. Informatikerinnen und Informatiker werden schweizweit nur noch 16 gesucht, medizinische Praxisassistentinnen und Praxisassistenten nur noch 15. Genügend Angebote gibt es dagegen im Detailhandel und als Elektroinstallateur/in. Hier werden pro Jahr so viele Lehrstellen ausgeschrieben – 2023 waren es im Detailhandel beispielsweise über 5000 – , dass am Ende viele unbesetzt bleiben.

Ansonsten leiden vor allem Branchen oder Berufe, die bei Jugendlichen gerade nicht sehr beliebt sind, unter einem Mangel an Lernenden. Besonders viele offene Lehrstellen gibt es beispielsweise in der Baubranche, in der Gastronomie sowie als Coiffeur/-euse oder Gärtner/in. Viele Firmen hoffen deshalb, dass sich noch Jugendliche melden, die an der Aufnahmeprüfung fürs Gymnasium durchgefallen sind oder zuvor noch unentschlossen waren.

veröffentlicht: 8. August 2024 11:16
aktualisiert: 8. August 2024 11:16
Quelle: watson

Anzeige
Anzeige
zueritoday@chmedia.ch