Insgesamt hat die Schweiz schon 285 Millionen Franken für die Ukraine gespendet. Dies zeigt eine aktuelle Erhebung der Stiftung Zewo, die Hilfsorganisationen zertifiziert. Es braucht nicht mehr viel, um den noch aktuellen Spendenrekord von 2005 zu übertreffen – nach der Tsunami-Katastrophe in Asien kamen 300 Millionen Franken zusammen.
Meisten Spenden sind noch ungenutzt
Eine Umfrage der «SonntagsZeitung» zeigt jedoch, dass nur ein Bruchteil des Geldes bisher in der Ukraine angekommen ist. Die Glückskette, das Schweizerische Rote Kreuz, Caritas als auch Helvetas haben insgesamt rund 185 Millionen Franken gesammelt. Sie leiteten aber erst rund 23 Millionen (ein Achtel) direkt ins Kriegsgebiet weiter.
Aber das ist nicht nur hierzulande so, wie es weiter heisst. Obwohl beträchtliche Geldsummen eingenommen wurden, blieben die meisten Ukraine-Spenden bislang ungenutzt, wie die britische Forschungsgruppe Humanitarian Outcomes in einem Bericht schreibt. Zum Teil sei die Situation aber weitaus schlimmer als in der Schweiz. Laut einer UNO-Auswertung sollen bei den direkten Finanzhilfen weniger als zwei Prozent bei ukrainischen Organisationen angekommen sein.
Schweizer Hilfswerk erhält Lob
Ausgerechnet diese Organisationen haben in den ersten Wochen nach Kriegsausbruch in der Ukraine die gesamte humanitäre Hilfe aufgebaut, schreibt Humanitarian Outcomes. Es habe vor allem an internationalen Reaktionsplänen gemangelt. Zudem haben viele Hilfswerke aufgrund bürokratischer Auflagen Freiwilligen-Gruppen keine Mittel zur Verfügung stellen können. Gemäss der UNO-Auswertung hat die Caritas am besten abgeschnitten. Das liegt vor allem an den bereits bestehenden Infrastrukturen in der Ukraine. Seit Jahren ist die Caritas dort tätig und hat schon vor dem russischen Angriff genug Vorkehrungen getroffen.
Deutlich erschwert wird die schnelle und direkte Hilfe auch dadurch, dass der Krieg brutal geführt wird und der Zugang aus Sicherheitsgründen nicht immer gewährleistet werden kann. Aktuell ist das im Süden und Osten des Landes der Fall. Ausserdem fehle es vielerorts an Arbeitskräften und qualifiziertem Personal, wie es weiter heisst. Das SRK (Schweizerische Rote Kreuz) hat die Absicht, in diesem Jahr auf jeden Fall die Hälfte der gesammelten Gelder auszugeben. «Bei der Mittelverwendung geht es immer darum, eine Balance zu finden zwischen sofortiger Nothilfe und längerfristigem Mitteleinsatz», sagt Sprecher Raymond Ruch zur «SonntagsZeitung».
(red.)