Schweiz

Gebärdensprache in der Schweiz: Vielfalt wie bei Lautsprache

Diverse Fingeralphabete

In der Gebärdensprache gibt es auch Dialekt

· Online seit 25.05.2024, 11:03 Uhr
In der Schweiz gibt es vier gesprochene Landessprachen – in Gebärde drei. Die Sprache mit den Händen ist somit national und international nicht gleich. Sie unterscheidet sich, wie die gesprochene Sprache, auch in der Grammatik und im Dialekt.
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Die Gebärdensprache ist eine visuelle Form der Sprache, die vor allem von gehörlosen und schwerhörigen Menschen zur Kommunikation genutzt wird. Wer meint, dass die Sprache mit den Händen international die gleichen Gebärden hat, liegt falsch.

Gebärdensprachen unterscheiden sich von Land zu Land, ähnlich wie gesprochene Sprachen. In der Schweiz gibt es drei verschiedene Gebärdensprachen: Deutschschweizerische (DSGS), Französische (LSF) und Italienische (LIS). 

Auch grammatische Unterschiede

«Die Schweizer Gebärdensprachen sind eigenständig und auch anders als die Gebärdensprachen in Deutschland, Frankreich oder Italien», sagt Yannick Schefer, Kommunikationsverantwortlicher des Schweizerischen Gehörlosenbundes SGB-FSS gegenüber der Today-Redaktion.

Die Unterschiede würden sich nicht nur in den Gebärden zeigen, sondern auch in der Grammatik. «Innerhalb der Gebärdensprachen gibt es auch unterschiedliche Dialekte. So sind manche Gebärden in St. Gallen und Zürich gleich, aber anders als in Basel», sagt Schefer. Somit verhält sich die visuelle Kommunikation sehr ähnliche wie die Lautsprache.

Es sei möglich, sich regional und international einigermassen zu verständigen, da Gebärden visuell sind und manchmal Ähnlichkeiten aufweisen. «Gehörlose finden sich deshalb in der Verständigung oft schneller zurecht», sagt Schefer.

Hintergründe wie bei Lautsprache

Nicht nur die Gebärden seien anders, sondern auch beim Fingeralphabet gäbe es Unterschiede. Warum es in der visuellen Form der Sprache auch Unterschiede gibt, habe die gleichen Hintergründe wie bei allen Sprachen.

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«Die Gebärdensprachen sind unabhängige Sprachen und haben sich natürlich entwickelt. Da sich die Gebärdensprachen auch in den jeweiligen Gehörlosengemeinschaften entwickeln, sind vermutlich auch unterschiedliche Sprachen und Dialekte entstanden», erklärt Schefer.

«Bis Ende der 1980er-Jahre war die Gebärdensprache in Schweizer Schulen sogar verboten. Die Gebärdensprachen sind dynamisch und es gibt immer wieder neue Gebärden und alte werde abgelöst. Die Entwicklung von Sprachen hängt auch mit der Kultur zusammen und kann je nach Ort anders sein», so Schefer.

Gleiches Wort, andere Gebärde

Im Lexikon des SGB-FFS ist ersichtlich, für welchen Schweizer Dialekt die Gebärde zutrifft. Zudem werden in den drei Landessprachen die Unterschiede der Wörter ersichtlich. Hier im Beispiel mit dem «Pinguin»:

Deutsch «Pinguin»

Quelle: Schweizerischer Gehörlosenbund SGB-FSS

Französisch «Pingouin»

Quelle: Schweizerischer Gehörlosenbund SGB-FSS

Italienisch «Pinguino»

Quelle: Schweizerischer Gehörlosenbund SGB-FSS

Die Schweiz ist das letzte Land in Europa, das die Gebärdensprachen noch nicht auf nationaler Ebene anerkannt hat. Seit 2023 sind die Schweizer Gebärdensprachen in der Unesco-Liste für immaterielles Kulturerbe aufgelistet.

veröffentlicht: 25. Mai 2024 11:03
aktualisiert: 25. Mai 2024 11:03
Quelle: ZüriToday

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