Schweiz

Raclette Suisse will Werbegeld von der Migros – mit Hilfe des Bundesrates

Käserei

Raclette Suisse will Werbegeld von der Migros – mit Hilfe des Bundesrates

17.07.2024, 10:14 Uhr
· Online seit 17.07.2024, 05:59 Uhr
Raclette gehört zu den beliebtesten Speisen in der Schweiz. Kaum einer mag den geschmolzenen Käse nicht. Hinter dem Erfolg stehen auch die Kampagnen des Vereins Raclette Suisse. Davon profitieren auch Nicht-Mitglieder – und das stinkt dem Verein. Er schaltet nun den Bundesrat ein.
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Raclette gehört zur Schweizer Kultur. Fast jeder und jede gönnt sich mindestens einmal im Jahr ein Pfänndli geschmolzene Köstlichkeit. Über 16'000 Tonnen Raclettekäse wurden letztes Jahr alleine in der Schweiz produziert. Nur knapp ein Fünftel davon wurde exportiert.

Doch in der Branche scheint es mehr zu brodeln als im Pfänndli. Die meisten Produzenten des Käses sind nämlich im Verein Raclette Suisse Mitglied. Die Mitglieder geben pro Kilogramm Käse etwa 20 Rappen an den Verein. Mit diesem Beitrag werden unter anderem die Verwaltungskosten gedeckt, aber hauptsächlich wird mit dem Geld Werbung für die Käsespezialität gemacht.

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Keine Beiträge bezahlen, aber Umsatz einstreichen

Von dieser Werbung profitieren auch jene Produzenten, die nicht im Verein sind. Und dieser Anteil wird immer grösser. Momentan werden nur noch 82 Prozent des Schweizer Raclettes durch die Mitglieder des Verein hergestellt. Neben kleineren Käsereien ist auch ein grosser Player kein Mitglied, nämlich die Simmmental Switzerland AG, welche die Naturparkkäserei Diemtigtal betreibt. Sie gehört vollumfänglich der Migros und produziert fast 10 Prozent des gesamten Schweizer Raclette-Käses.

Das stinkt dem Verein gewaltig. Jürg Kriech, Geschäftsführer von Raclette Suisse, sagt dazu: «Wer sich nicht bei uns anschliesst, hat auf dem Markt einen Preisvorteil. Gleichzeitig profitieren diese Hersteller von unseren Marketing-Massnahmen, ohne sich daran finanziell zu beteiligen. Das setzt unsere Mitglieder unter Druck und führt zu Unruhen.»

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Bundesrat soll helfen

Der Verein will nun die Zechpreller zur Kasse bitten – und zwar mit Hilfe des Bundesrates. Das hat die Vereinsversammlung einstimmig beschlossen. Doch wie geht das? Kriech erklärt: «Es gibt Gesetzgebungen und Verordnungen, die besagen, dass wenn eine Selbsthilfeorganisation in Bedrängnis kommt, man beim Bund die Ausdehnung der Selbsthilfemassnahmen auf Nichtmitglieder beantragen kann. Man kann eine sogenannte Allgemeinverbindlichkeit verlangen. Und das machen wir nun für die Marketinggelder.»

Laut Kriech sei man gerade daran, das Gesuch für die Eingabe beim Bundesamt für Landwirtschaft vorzubereiten. Bis zum Sommerende soll es eingereicht und durch das Amt geprüft werden. Ist es gültig, wird es an den Bundesrat weitergeleitet, welcher dann darüber entscheidet.

Migros kündigt Gespräche an

Doch warum ist die Migros nicht Mitglied? Diese Frage beantwortet der orange Riesen trotz mehrmaliger Nachfrage nicht. Die Migros bestätigt auf Anfrage lediglich, dass man die Naturparkkäserei vor zwei Jahren mit einer Mehrheitsbeteiligung übernommen habe und seither dort Raclettekäse produziere. Dieser werde in der Migros unter verschiedenen Markenbezeichnungen vertrieben.

Weiter heisst es in der Antwort des Detailhändlers, dass man sich mit dem Verein in Kontakt befinde und in den nächsten Wochen Gespräche stattfinden werden.

veröffentlicht: 17. Juli 2024 05:59
aktualisiert: 17. Juli 2024 10:14
Quelle: FM1Today

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