Quelle: ZüriToday / Robin Luijten
Nach dem Spiel in Bern am Samstag schien Konsens darüber zu herrschen, wie die Niederlage gegen die Young Boys zustande kam: «Der verschossene Penalty war der Schlüsselmoment», sagte FCZ-Trainer Franco Foda an der anschliessenden Pressekonferenz. Und gleich nach Schlusspfiff hatte Mittelfeldspieler Antonio Marchesano, der ebendiesen Penalty nicht verwandelte, bereits auf den «Schlüsselmoment» in der 54. Spielminute verwiesen: «Danach kippte das Spiel auf eine Seite.»
Natürlich haben sie nicht unrecht, der Trainer wie auch sein Spieler. Acht Minuten nach dem Elfmeter fiel das erste Gegentor. Hätte Marchesano getroffen – wer weiss, wie die Partie geendet hätte. Und doch ist es etwas gar einfach, praktisch eine ganze Halbzeit an diesem einen Fauxpas festzumachen. Denn zu jenem Zeitpunkt stand es 0:0, ein Sieg war also immer noch möglich. Eine Spitzenmannschaft wie der FCZ sollte sich von solch einer Einzelszene nicht derart verunsichern lassen.
🛬 Angekommen in Baku! 🔵⚪️#FCZüriÜberall #fcz #stadtclub #NieUsenandGah pic.twitter.com/9lrs93DMDV
— FC Zürich (@fc_zuerich) July 17, 2022
Die Qualität des Kaders ist dieselbe
Stattdessen zog man sich immer mehr zurück, der Führungstreffer der Berner war die logische Konsequenz. Eine Zürcher Reaktion darauf blieb aus, ein Ausgleich schien nie wirklich im Rahmen des Möglichen – und das sollte eigentlich mehr zu reden geben als der Elfmeter. Dieser Kader hatte in der vergangenen Saison auf jeden Fall das Potenzial, Rückschläge abzuschütteln und eine Antwort zu liefern. Stattdessen fiel am Samstag schon bald das 0:2 – ab da war man völlig von der Rolle.
Stichwort Antwort: Eine solche wird nun am Dienstagabend in Baku erwartet. Gegen den aserbaidschanischen Meister Qarabağ geht es um viel: Abgesehen davon, dass Millioneneinnahmen winken, will Foda seinen ersten Pflichtspiel-Sieg einfahren und demonstrieren, dass der Auftakt in Bern eben nur ein Ausrutscher war. Dass der Kader trotz der Abgänge von wichtigen Stützen (Doumbia, Ceesay) und Ausfällen (Dzemaili) nach wie vor breit genug ist, um den hohen Ansprüchen gerecht zu werden.
Die Zeit ist knapp
Die Mannschaft ist grösstenteils immer noch dieselbe wie während der Meistersaison. Gegen YB stand mit Condé bloss ein Neuzuzug in der Startelf; den umworbenen Shootingstar Wilfried Gnonto konnte man (bisher) halten. Die grosse Änderung hat sich an der Seitenlinie ergeben: Bis Franco Fodas Stil und seine Ideen bei der Mannschaft vollumfänglich angekommen sind, sollte man ihm noch Zeit gewähren – Zeit, die er aufgrund der Qualifikationsspiele leider kaum hat.
Es ist zu hoffen, dass er und sein Team, auch im Falle eines Nicht-Erfolgs gegen Qarabağ, die Ruhe bewahren und sich von den Nebentönen nicht verrückt machen lassen. Gegen YB ist das nicht wirklich gelungen: Die Verunsicherung nach dem Penalty, aber auch Fodas taktische Umstellung von einer Dreier- auf eine Viererkette in der Abwehr (von einem Fan auf Instagram als «Panikwechsel» bezeichnet) zeigen, dass dieser FCZ noch nicht ganz «der Alte» ist. Das Selbstverständnis, die Abgeklärtheit der Vorsaison fehlt derzeit noch. Kommt sie in Baku zurück?
Übrigens: FCZ-Präsident Ancillo Canepa ist nicht mit seiner Mannschaft nach Aserbaidschan geflogen. Warum das so war und was seine Hunde damit zu tun hatten, erfährst du im Video.