Quelle: CH Media Video Unit / Melissa Schumacher
Bei den Treffern von Messi (23. Minute) und di Maria (36.) zum 2:0-Halbzeitstand hatten argentinische Fans beim Public Viewing an einem sonnigen Sommertag auf der Südhalbkugel vielerorts bereits so ausgelassen gejubelt, als sei der WM-Titel schon sicher, wie im Fernsehen am Sonntag (Ortszeit) zu sehen war. Nach Frankreichs zwischenzeitlichem 3:3-Ausgleich und dem entscheidenden Elfmeter von Gonzalo Montiel zum 4:2 konnten sie der Freude dann aber tatsächlich freien Lauf lassen - und ihrem oft auch kritisierten Superstar huldigen.
Tausende Menschen stürmen den Obelisken
«Weltmeister! Messis Argentinien berührt den Himmel in Katar», schrieb die renommierte argentinische Zeitung «La Nación». In Buenos Aires versammelten sich die Fans in den himmelblau und weiss gestreiften Trikots der «Albiceleste», mit Argentinien-Fahnen und Kopfbedeckungen in Massen um den Obelisken im Zentrum der Stadt. Sie kamen unter anderem mit der Metro, die sie mit Gesängen und fröhlichem Hüpfen in eine Partyzone verwandelten, oder veranstalteten bei der Anfahrt mit dem eigenen Fahrzeug Hup- und Vuvuzela-Konzerte.
Die Gegend war bereits für den Verkehr gesperrt gewesen, Busse fuhren nicht mehr, Geschäfte schlossen früher, die Sicherheitsmassnahmen waren verstärkt. Buenos Aires und andere Städte luden mit Grossleinwänden von Mittag an zum gemeinsamen Fussballschauen ein, Bars und Restaurants lockten mit Sonderangeboten.
Erster WM-Titel seit 1986
Die Hoffnung auf den ersten WM-Titel seit 1986 und den dritten insgesamt war vor allem gestiegen, nachdem Argentinien im Halbfinale mit 3:0 gegen Kroatien gewonnen hatte. Die Anspannung war in fast jeder Ecke der Hauptstadt und bis in fast jeden Winkel des Landes von Messi und Diego Maradona zu spüren. Die Bedeutung von Fussball in dem Land ist enorm. Der überwältigende sportliche Triumph stellt einen Lichtblick in Argentiniens wirtschaftlicher Dauerkrise mit galoppierender Inflation dar. «Das Glück eines ganzen Landes - Argentinien Weltmeister», fasste die Zeitung «Clarín» das Gefühl in einer Überschrift zusammen.
Manche folgten für den Erfolg dabei auch ihrem Aberglauben. So schaute der argentinische Präsident Alberto Fernández das Finale zu Hause. Dahinter steckt eine lange Tradition argentinischer Staatschefs: Sie zogen es nach der 0:1-Niederlage der Südamerikaner gegen Kamerun bei der WM in Italien 1990 in Anwesenheit des damaligen Präsidenten Carlos Menem vor, den Spielen der «Albiceleste» bei einer WM fernzubleiben.