Quelle: PilatusToday / Daniel Schmuki
Dass in Yanqing kaum Schnee liegt, wusste ich. Doch dass es an dem Ort, wo die Olympia-Skirennen ausgetragen werden, faktisch gar keinen Schnee gibt, das hat selbst mich überrascht. Bereits bei der Anfahrt ins Ski-Ressort – darf man dieses Gebiet überhaupt so nennen? – deutet rein gar nichts darauf hin, dass an diesem Berg Wintersport betrieben werden kann.
Egal ob ich links oder rechts aus dem Fenster des Shuttle-Busses schaue, das Einzige, was ich sehe, ist eine kahle Landschaft. Das Bild ändert sich auch nicht, als wir immer weiter in die Höhe fahren und der Bus schliesslich auf einem grossen Parkplatz hält. Der einzige Unterschied: Hier hat es eine Gondelbahn. Aber Schnee? Weiterhin Fehlanzeige.
Ich steige in die Gondel und zücke mein Handy. «Wenn ich das nicht fotografisch festhalte, glaubt mir das später niemand», denk ich mir. Denn die Gondel ist nicht der einzige Weg auf den Berg. Daneben führt eine Art Passstrasse bis fast ganz nach oben. Und die Strasse ist – wen wundert's – aper.
Dann, kurz nachdem die Gondel die Talstation verlassen hat, entdecke ich tatsächlich eine Skipiste. Wobei Piste etwas übertrieben ist. Es ist eine schmale, weisse Schneezunge in einer öden Landschaft. Eine, die an die beschneiten Talabfahrten in der Schweiz zu Saisonbeginn erinnert, kurz nachdem die ersten Schneeflocken gefallen sind.
Je mehr ich mich der Endstation nähere, desto mehr Skipisten sehe ich. Und auch ein Sessellift und zwei weitere Gondelbahnen stechen mir sofort ins Auge. Dennoch bin ich überhaupt nicht in der Stimmung, jetzt die Skis zu montieren und selbst den Hang hinunter zu flitzen. Kein Wunder, machen dies heute nicht einmal die Profis – wenn auch aus etwas anderen Gründen.
Wegen zu starken Windes wird der Start der Männer-Abfahrt gleich drei Mal verschoben. Am Schluss wird das Rennen vertagt. Am Montag soll ein neuer Versuch gewagt werden. Ob das Wetter, oder besser gesagt der Wind, dann eher mitspielt?
Die Enttäuschung über das abgesagte Rennen ist gross. Denn allein die Fahrt von Peking in die Berge von Yanqing dauerte dreieinhalb Stunden. Dennoch mache ich das Beste daraus und erkundige das Skigebiet – zusammen mit meinem Arbeitskollegen, dessen Anfahrt sogar noch zwei Stunden länger dauerte als meine.
«Vielleicht komme ich ja eines Tages für die Skiferien wieder hierhin zurück», witzle ich. Doch uns beiden ist klar: Damit das passiert, müsste es wohl nirgends sonst auf der Welt mehr einen Flecken Schnee haben. Nichtsdestotrotz fahren wir mit diversen Gondelbahnen kreuz und quer durchs Skigebiet und entdecken dabei auch den Riesenslalom- und Slalomhang.
Zum Schluss wagen wir uns auch noch auf den höchsten Punkt von Yanqing: den Berggipfel. Dort geniessen wir die Sonnenstrahlen, die schöne Aussicht und schiessen ein paar Fotos, bevor wir uns wieder auf den langen, beschwerlichen Weg zurück in unsere Hotels machen...