In den zwei vergangenen Weltcupsaison sorgte das Hin und Her rund um die Gletscherabfahrt in Zermatt für Furore. Obschon die Abfahrt, die in der Schweiz starten und in Italien enden sollte, beide Saisons auf November im Skikalender notiert war, konnte schlussendlich kein einziges der geplanten Rennen durchgeführt werden.
Ende der letzten Saison wurde unter die Causa Zermatt trotz eines bestehenden Fünfjahresvertrags dann ein Schlussstrich gezogen. Nach der Abfuhr des Verbands zog Franz Julen, VR-Präsident der Zermatter Bergbahnen und OK-Chef der Weltcuprennen, seine Konsequenzen: Finden im Waliser Skiort keine Rennen statt, so sollen die Athletinnen und Athleten auch auf das Sommertraining auf dem Gletscher verzichten müssen. Das sei, so meinte Julen, «eine konsequente Haltung aus der Entwicklung der letzten Monate».
Die Kehrtwende
Diese Verstimmungen sind nun aber Schnee von gestern, schreibt der «Blick». Die Zeichen verdichten sich, dass ab 2027 in Zermatt doch wieder Weltcuprennen abgehalten werden. Die Pläne der Zwei-Länder-Abfahrt auf der Gran Becca werden zwar nicht wieder aufgewärmt, dafür soll die Gornergrat-Abfahrt ein Revival erleben.
Am Gornergrat fand von 1946 bis 1967 das internationale Gornergrat-Derby statt, jedoch noch vor der Einführung des Weltcups, wie wir ihn heute kennen. Die sechs Kilometer lange Strecke war damals die längste und selbst der schnellste Fahrer – Jean Daniel Dätwyler – brauchte sechs Minuten und zehn Sekunden bis ins Ziel. Für die Rennen im Jahr 2027 soll die relativ steile Strecke aber massiv gekürzt werden. Neben technisch anspruchsvollen Passagen bietet die Strecke ein besonderes Highlight: Ein Sprung über den Tunnel der Gornergratbahn.
FIS-Chef Johan Eliasch soll das Projekt Gornergart vor wenigen Wochen auf den Tisch gebracht haben. Die Wettkämpfe sind für Ende März oder Anfang April angedacht. Franz Julen sagt gegenüber «Blick»: «Die FIS hat Wort gehalten und uns schriftliche Vorschläge für zukünftige Weltcuprennen in Zermatt unterbreitet. Diese werden wir vor Ort mit allen wichtigen Leistungspartnern und dann mit Swiss-Ski in aller Ruhe analysieren. Im Verlauf des Monats September wird die Destination entsprechend Position beziehen.»
Neue Pläne stossen auf Zustimmung
Dem Schweizer Gesamtweltcupsieger Marco Odermatt gefällt, was er aus Zermatt zu hören bekommt: «Ich habe in den letzten sieben Tagen zusammen mit meinen Teamkollegen bei hervorragenden Bedingungen in Saas Fee trainiert. Aber selbstverständlich würde ich mich sehr darüber freuen, wenn wir in Zukunft auch wieder in Zermatt fahren könnten.»
Auch die Ansetzung im Spätwinter befürwortet der Nidwaldner und fügt an: «Im Gegensatz zur Gran Becca würde man bei der TV-Übertragung von der Gornergrat-Piste die sehr viel schönere Schweizer-Seite des Matterhorns im Bild haben.»
Auch Österreicher erfreut
Die Aussicht auf eine Abfahrt am Gornergrat kommt auch bei den Nachbarn aus Österreich, welche bei der Gran Becca zu den grössten Kritikern gehört hatten, gut an: «Erfreulich, wenn es gelingt, ikonische Orte wie Zermatt im Weltcup-Kalender zu platzieren. Der Weltcup sollte dazu eine gute Balance zwischen weltbekannten Orten und auch Destinationen, die durch den Weltcup Bekanntheit erlangen, haben», sagte ÖSV-Geschäftsführer Christian Scherer gegenüber ORF.
Weil nicht extra Schneedepots angelegt werden müssten, wäre das Gornergrat die nachhaltigere Variante als die Gran Becca. Ob die Zermatter dem neuen Vorschlag zustimmen, wird sich zeigen.
(kat)