Meister YB gastiert im Letzigrund. Im Titelkampf bleibt es dennoch ein Fernduell. Der Gastgeber heisst nicht Tabellenführer FCZ, sondern Stadtrivale GC. Auf dem Papier wird es für den Meister eine Pflichtaufgabe. Die bisherigen Spiele dieser Saison zeigen aber: Es wird für die Berner Young Boys kein Selbstläufer. Anfang Saison erkämpfte sich Aufsteiger GC im Regen von Bern ein torloses Unentschieden. Anfang November verpasste GC den Sieg gegen den Meister nur hauchdünn. Jordan Siebatcheu glich in der Nachspielzeit noch zum 1:1-Endstand aus. Damit blieb man in der laufenden Saison gegen den Ligakrösus ungeschlagen.
Für GC oder gegen den FCZ?
Falls es am Sonntagabend im Letzigrund wieder zu einem Punktgewinn der Grasshoppers kommen sollte, jubelt vor allem einer: Der FC Zürich. Auch wenn FCZ-Trainer André Breitenreiter dies wohl vehement verneinen würde, dürfen die Verfolger gerne straucheln. Nun könnte ausgerechnet GC dem FCZ Schützenhilfe leisten. Klar, dass der FC Zürich dem «Nachbarn» im Spiel gegen YB die Daumen drücken wird. Mit einem FCZ-Sieg in Sion und einem Punktverlust von YB im Letzigrund käme der FCZ dem Meistertitel einen kleinen Schritt näher. Der FCZ als Schweizermeister wäre für die GC-Fans eine Katastrophe. Ist man im Duell gegen YB als GC-Fan eher für GC oder gegen den FCZ?
Die Meinungen im GC-Lager gehen auseinander. «Ich bin versucht, für YB zu sein», so ein GC-Fan zu ZüriToday. «Wobei ein Unentschieden wäre wohl das beste.» Ob GC nun am Ende der Saison Tabellenfünfter oder Siebter werde, sei egal. Hauptsache, der FCZ werde nicht Meister. Ein weiterer GC-Supporter meint: «Im Spiel gegen YB bin ich schon für GC. Das ist klar.» Dennoch wäre eine Niederlage gegen die Berner weniger schlimm als sonst. «Eine Niederlage würde weniger schmerzen, weil man so dem Stadtrivalen ein wenig ans Bein pinkeln könnte.» Viele GC-Fans bleiben aber ihren Farben treu: «Bei Vereinsliebe denkt man nicht an das grosse Bild. Ich war bis jetzt immer – in jedem einzelnen Spiel – für GC.» Ob GC-Punkte dem FCZ den Titelkampf vereinfache, sei dann ein sportlicher Faktor. «GC spielt. GC soll gewinnen. Ganz einfach.»
GC schaut nur auf GC
YB aus Rivalität zum FCZ den roten Teppich ausrollen, wird GC mit Sicherheit nicht. «Wir kämpfen in jedem Spiel um die drei Punkte und sind davon überzeugt, dass sich jeder GC-Fan über einen Sieg gegen den amtierenden Meister freuen würde», heisst es von Seiten des Vereins. Auch GC-Trainer Giorgio Contini bekräftigt: «Mir ist relativ egal, für wen diese Punkte als Kollateralschaden betitelt werden. Wir brauchen alle Punkte für uns, unsere Entwicklung und unsere Tabelle.» Dennoch sei für Contini und GC klar, dass jeder GC-Punkt den Young Boys auf der FCZ-Verfolgungsjagd Steine in den Weg legen würde.
«FCZ wird sowieso nicht Meister»
In einem sind sich viele GC-Fans einig: Der FCZ wird sicher nicht Meister. Bei den einen geht es ums Prinzip und für andere sind die Berner Young Boys einfach zu stark für den Stadtrivalen. Zu stark war YB auch für die Grasshoppers im Testspiel Mitte Januar. Im Wankdorf setzte es eine 2:5-Niederlage gegen den Meister ab. Für GC trafen Shkelqim Demhasaj und Filipe de Carvalho. Ersterer wurde soeben an den FC Schaffhausen ausgeliehen. Die Grasshoppers müssen zudem weiterhin auf Petar Pusic verzichten. Am Ende wird es sowohl GC als auch dem FCZ gleichgültig sein, wer für die GC-Tore besorgt ist. Für einmal sind sich die beiden Fanlager einig: Am Sonntag gegen YB unterstützt ein Grossteil der Zürcher Fussballfans die Grasshoppers.