Amazon wollte mit seinen neuartigen Supermärkten in den USA und in einigen nicht-amerikanischen Grossstädten gross auftrumpfen. Mittels moderner Sensoren, Kameraüberwachung und künstlicher Intelligenz wollte der Tech-Gigant ein modernes Einkaufserlebnis bieten.
Amazon Fresh, die Supermärkte der Zukunft, wo Einkäufe vollautomatisch abgewickelt werden. Zu Beginn einfach schnell einen QR-Code scannen und nach dem Shoppen den Supermarkt wieder verlassen, ohne lästiges scannen der einzelnen Waren.
Möglich gemacht durch modernste Kameratechnik, die Kundinnen und Kunden auf Schritt und Tritt überwacht und so das lästige Erfassen des Einkaufs übernimmt. «Just walk out»-Technologie nennt sich das.
So zumindest das Konzept.
1000 Inder halten den Laden am Laufen
Das schien zwar komplett automatisiert, es stellte sich aber heraus, dass rund 1000 Arbeitskräfte in Indien für die Kameraüberwachung zuständig waren. Diese schauten sich die Videos an und setzten die nötigen Markierungen, wie ein Bericht von Business Insider zeigt.
Dies führte in der Regel aber nicht zum angepriesenen, nahtlosen Checkout. In rund 70 Prozent der Fälle sollen manuelle Überprüfungen durch Personal nötig geworden sein. Amazon bestreitet diese Zahl, nur eine kleine Minderheit der Einkäufe habe validiert werden müssen.
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Das Internet spottet
Da hinter der supermodernen KI von Amazon in Wahrheit Arbeiter aus Indien stecken, lässt der Online-Spott nicht lange auf sich warten. AI heisse offenbar «All Indians», heisst es etwa auf Reddit, andere Wortspiele wie «Amazon India» oder «Actually Indians» fallen ebenfalls.
Solche beissenden Kommentare bieten sich an, doch ungewöhnlich ist die Zusammensetzung von Mensch und Maschine in diesem Feld nicht. Die überwachenden Arbeitskräfte bieten eine Qualitätskontrolle, um nicht alles der künstlichen Intelligenz zu überlassen, die sich während des Betriebs verbessern soll.
Amazon schafft Technologie ab
Der Gegensatz der von Amazon angepriesenen hypermodernen Technologie und der hemdsärmeligen Arbeitskraft aus Indien birgt dennoch eine gewisse Ironie.
Und das Experiment scheint auch für Amazon nicht aufzugehen. Am 2. April teilte das Unternehmen mit, dass die «Just Walk Out»-Technologie abgeschafft wird. In Zukunft muss bei Amazon Fresh selbst gescannt werden – mit einem smarten Einkaufswagen.
Das ist modern, aber auch nicht weit entfernt von dem, was Schweizer Detailhändler seit Jahren anbieten.