Donnerstagvormittag in Zürich: Sonnenschein und ein wohlig warmer Wind weht in der Stadt. Auf dem Spielplatz spielen ein paar Kinder und die Eltern sitzen auf einer Bank in der Nähe. Es scheint ein ruhiger Tag für sie zu sein. Schaut man aber genauer hin, zeigt sich in ihren Gesichtern grosse Erschöpfung.
Verloren in der Warteschlange
Ich bin auf dem Weg zum Bundesasylzentrum in der Duttweilerstrasse. Die Bilder der letzten Tage, wie viel Flüchtende hier in der Warteschlange stehen, stimmen mich traurig. Aber wie müssen sie sich fühlen? Ich nähere mich dem Zentrum und sehe schon von weitem, dass sich viele Menschen dort aufhalten. Auf dem Spielplatz tollen einige Kinder herum, Frauen stehen mit ihrem Koffer in der Reihe und anderen reden mit einem Mitarbeiter des Zentrums.
Es gestaltet sich als schwierig, eine Person auszumachen, die genug Englisch versteht und spricht, damit ich mit ihr reden kann. Einige schauen mich mit einem zornigen Blick an, andere wirken unsicher, so als würden sie sich schämen. Verloren in einer neuen Welt, nicht wissend was nun mit ihrem Leben passiert. Ich selbst fühle mich etwas unverschämt, dabei möchte ich ihnen eine Plattform bieten, ihre Geschichte zu erzählen.
Hochschwanger auf der Flucht
Eine Familie sitzt in der Nähe des Spielplatzes und ist gerade am Essen. Eine ältere Dame, ein ungefähr zweijähriges Kind, ein Mann und eine hochschwangere Frau. Ich gehe dem Familienvater entgegen, als er aufsteht und die Reste entsorgen will. Sein Lächeln ist warmherzig, aber seine Augen zeugen von Traurigkeit.
Er beginnt in gebrochenem Englisch zu erzählen: «Wir sind aus der Ukraine, wohnen in der Nähe von Kiew und sind jetzt wegen des Krieges hier.» Er sei samt seiner Mutter, seiner Frau und der kleinen Tochter vor ein paar Tagen in Zürich angekommen. Sein Vater sei bereits vor einigen Jahren verstorben, wie er weiter erzählt.
Mit Händen und Füssen gelingt jede Kommunikation
Mittels Händen und wildem Gestikulieren, können wir uns unterhalten. Trotzdem ist es nicht ausreichend, um erzählt zu bekommen, wie für sie der Weg aus der Ukraine war. Was sie auf der Flucht erlebten, was für Gedanken und Gefühle sie auf dem Weg in die Schweiz begleiteten. Doch er meint: «I don't know what now, i don't know» – Er wisse selbst nicht, wie es nun weiter gehe. Heute konnten sie sich zumindest beim Bundesasylzentrum anmelden.
Den nächsten grössere Schritt sehe ich seiner Frau an. «In gut drei Wochen wird sie unseren Junge zur Welt bringen.» Das geschehe vermutlich in der Schweiz, dennoch habe er die Hoffnung, wieder in ihr Leben in der Ukraine zurückgehen zu können.