Zürich

Bahnstrategie 2050: Postulat fordert Bahnhof für Volketswil

Bahnstrategie 2050

Bekommt Volketswil einen Bahnhof? Ein Postulat macht Hoffnung

· Online seit 17.10.2024, 07:08 Uhr
Das Bundesamt für Verkehr möchte, dass mehr Menschen den öffentlichen Verkehr nutzen. Dafür muss der ÖV langfristig ausgebaut werden. Von diesen Plänen könnte Volketswil profitieren. Ein Postulat zeigt eine mögliche Lösung auf.
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Das Bundesamt für Verkehr (BAV) hat die Strategie «Perspektive BAHN 2050» veröffentlicht. Ziel ist es, langfristig mehr Menschen zur Nutzung des öffentlichen Verkehrs zu bewegen. Hierfür soll das Bahnangebot dort ausgebaut werden, wo es «den grössten Beitrag zur Bewältigung der künftigen Mobilitätsbedürfnisse leisten kann», wie das BAV schreibt. Konkret liegt das grösste Potenzial gemäss Bericht in einer Modal-Split-Erhöhung auf kurzen und mittleren Distanzen bis 30 Kilometern.

Schon gewusst?
Was bedeutet «Modal-Split»?
Der Modal-Split beschreibt den prozentualen Anteil, den verschiedene Verkehrsmittel an der gesamten Verkehrsnachfrage haben.
Ein entscheidender Faktor für die Erhöhung des Modal-Split-Anteils des ÖV ist die Reduzierung von Umsteigezeiten und die Verbesserung der Taktzeiten.
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Konkrete Massnahmen und Forderungen

Um dieses Ziel zu erreichen, nennt das Konzept drei konkrete Umsetzungsmassnahmen: Durchmesserlinien innerhalb der Agglomerationen, neue Verbindungen zwischen pendlerstarken Regionen und Arbeitsplätzen sowie verbesserte grenzübergreifende Anbindungen nach Frankreich und Deutschland.

Diese Massnahmen gehen zwei Fachleuten aber nicht weit genug, wie der «Tagesanzeiger» schreibt. So fordert der ehemalige SBB-Chef Benedikt Weibel unter anderem neue Schnellzugshalte in grossen Vorortsgemeinden und Haltestellen in grossen Orten an denen Züge derzeit nicht halten. Er ist überzeugt, dass bedeutende Agglomerationsbahnhöfe kurzfristig in den Fernverkehr integriert werden können.

21 Ortschaften mit ungenügender Anbindung

Die Orte, die Benedikt Weibel meint, hat eine Arbeitsgruppe zusammengetragen. Die meisten Ortschaften auf der Liste liegen in den Regionen Genf und Basel. Der Kanton Zürich könnte aber ebenfalls von der Bahnstrategie 2050 profitieren.

Die Arbeitsgruppe identifiziert total 21 Ortschaften mit mehr als 10'000 Einwohnern, die über keinen Bahnhof oder keinen vom Zentrum zu Fuss erreichbaren Bahnhof verfügen. Auf der Liste findet sich auch Volketswil, wo fast 20'000 Menschen leben. Könnte Volketswil also in Zukunft einen eigenen Bahnhof erhalten?

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Aktuelle Verkehrsanbindung in Volketswil

Derzeit reisen die Volketswilerinnen und Volketswiler vom Dorfzentrum aus mit dem Bus über den Bahnhof Schwerzenbach oder den Bahnhof Effretikon in die Zentren Zürich und Winterthur. Eine direkte Anbindung an das Schienennetz wäre erheblich bequemer und würde Reisezeit sparen. Doch wie könnte Volketswil sinnvoll angeschlossen werden?

Die nächste S-Bahnlinie verläuft zwischen Uster und Dübendorf mit Halt in Schwerzenbach. Ein Anschluss an diese Verbindung ist laut Gemeinde unwahrscheinlich: «An der bestehenden Bahnlinie Zürich – Uster wird es keinen zusätzlichen Bahnhof für Volketswil geben können», erklärt der Gemeindeschreiber.

Eine S-Bahn-Schlaufe durch das dicht bebautes Gebiet zum Zentrum Volketswil ist tatsächlich schwer vorstellbar. Die Gemeinde weist hingegen auf ein eingereichtes Postulat im Kantonsrat hin, das Volketswil eine Anbindung per Schiene an Uster und Effretikon bringen könnte.

Die Idee einer Schienenverbindung Uster-Volketswil-Effretikon

Der Vorstoss fordert, dass eine schienengebundene Verbindung von Uster über Volketswil nach Effretikon in das Agglomerationsprogramm des Bundes aufgenommen wird und die nötigen Vorkehrungen hierzu getroffen werden. Die Antragsteller begründen das Vorhaben mit der Rolle der Region Uster-Volketswil-Effretikon als «einer der Schlüsselräume für die langfristige Siedlungsentwicklung des Kantons Zürich».

Das prognostizierte Verkehrswachstum stelle in den kommenden Jahren eine grosse Herausforderung für den Kanton und die betroffenen Gemeinden dar. «Schon heute ist das Verkehrssystem in den betroffenen Gemeinden stark belastet, in Spitzenzeiten und speziell an einigen Knoten oftmals überlastet», schreibt der Erstunterzeichner des Postulats, Pinto Jean-Philippe (Mitte) aus Volketswil im Vorstoss. Mitunterzeichnet haben fünf Kantonsräte aus der GLP, EVP, SP, SVP und den Grünen. Sie alle stammen aus dieser Region, nämlich aus Lindau, Uster und Illnau-Effretikon.

Geschäft liegt beim Regierungsrat

Der Kantonsrat hat das Postulat am 26. Juni 2023 ohne materielle Behandlung an den Regierungsrat überweisen. Die Antwort ist noch ausstehend, die Regierung hat zwei Jahre Zeit für die Ausarbeitung eines Berichts. Im Sommer 2025 wird man also mehr wissen. Kommt das Postulat durch, könnte die Strategie «BAHN 2050» die nötigen Rahmenbedingungen eine direkte Schienenverbindung schaffen.

Das sagt das BAV zu einem allfälligen Bahnhof Volketswil

Wie stehen die Chancen für Volketswil aus Sicht des Bundesamts für Verkehr? Gegenüber ZüriToday kann das BAV vorerst nur wenig sagen. Es bestätigt, dass Volketswil in einem sogenannten «periurbanen Raum» liege. In diesen Bereichen befinden sich Korridore, die zu den grösseren Agglomerationen führen. Hier sei vorgesehen, das Bahnangebot in Abstimmung mit der erwünschten Raumentwicklung gezielt auszubauen, erklärt Mediensprecher Mark Siegenthaler.

Konkrete Massnahmen oder einen Zeithorizont kann das BAV allerdings noch nicht nennen: «Wie das genau geschieht, wird erst später festgelegt.» Auch, ob es dazu neue Bahnstrecken und/oder Bahnhöfe brauche. Wie gross die Chancen sind, dass Volketswil dereinst einen eigenen Bahnhof erhält oder welche anderen ÖV-Verkehrsträger in Frage kommen, könne das BAV aktuell nicht beurteilen, so Siegenthaler.

veröffentlicht: 17. Oktober 2024 07:08
aktualisiert: 17. Oktober 2024 07:08
Quelle: ZüriToday

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