Zürich

Darum steigt bei Dauerregen das Risiko für Verunreinigungen des Zürcher Trinkwassers

Trinkwasser

Darum steigt bei Dauerregen das Risiko für Verunreinigungen

· Online seit 04.08.2024, 15:42 Uhr
Die Pegelstände steigen und unreines Wasser könnte dadurch ins Zürcher Trinkwasser gelangen. Die Wahrscheinlichkeit einer Verschmutzung nimmt zu. Wenn Kläranlagen wegen Dauerregen an ihre Grenzen kommen, kann es gefährlich werden.
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Die starken Regenfälle haben auch Auswirkungen auf die Wasserqualität in Zürich. Bei Hochwasser sind Zürcher Seen, Flüsse oder Bäche stärker belastet als in Normalsituationen. Vermehrt gelangen dann Stoffe von Siedlungs- und Verkehrsflächen, sowie Dünger und Pflanzenschutzmitteln aus der Landwirtschaft in die Gewässer.

Dabei kann es zur Trübung der Gewässer kommen. Beim Trinkwasser in der Stadt Zürich müsse man sich keine Sorgen machen, sagt Hans Gonella, Sprecher der Wasserversorgung der Stadt Zürich. «Es gibt hier praktisch keine Beeinträchtigung des Trinkwassers bei Starkregen.»

Mögliche Trübungen bei Dauerregen

«Bei sehr lang anhaltenden Regenfällen kann es aber auch bei einzelnen Stadtquellen zu Trübungen kommen, die in das Quellwassernetz gelangen könnten», so Gonella. Auf der Werdinsel gibt es ein unterirdisches Regenauffangbecken, das bei starken und anhaltenden Regenfällen die Kläranlage entlastet.

Im seltenen Fall, dass auch das Auffangbecken voll sein sollte, fliesse das Wasser ungereinigt in die Limmat, erklärt eine Sprecherin der Abwasserreinigungsanlage Werdhölzli gegenüber ZüriToday. «Aber selbst dann wird das Wasser ja noch durch die Wasserversorgung gereinigt, und fliesst somit nicht verschmutzt durch den Wasserhahn.»

«Keine mikrobiologische Verunreinigung»

Mit Sandfiltern werde diesen Trübungen jedoch entgegengewirkt. Und das schon seit 100 Jahren. Auch UV-Bestrahlungen töten Keime ab. Das Kurzwellen-Licht des UV-Strahlers durchdringt die Zellkerne der Bakterien und zerstört deren Erbsubstanz, sodass der Mikroorganismus abstirbt. «Die Quellwärter kontrollieren die Brunnenstuben regelmässig, um rechtzeitig eingreifen zu können.»

In der Stadt Zürich habe es noch nie eine mikrobiologische Verunreinigung gegeben. «Durchschnittlich gibt es schweizweit nur rund zwei solcher Vorfälle pro Jahr», so Gonella. Das Seewasser ist hingegen der Verschmutzung viel stärker ausgesetzt und muss aufbereitet werden, um als einwandfreies Trinkwasser dienen zu können, heisst es beim Zürcher Departement für Industrielle Betriebe.

Gefahr nur bei Havariefällen

Wenn es zu starken Überflutungen grösserer Siedlungsflächen kommt, kann es auch vermehrt Verunreinigungen mit Heizöl oder Chemikalien aus Industrie und Gewerbe geben. «Allerdings müsste es für eine sehr starke stoffliche Belastung schon zu Havariefällen kommen. Wobei ein Industriegelände praktisch überflutet würde», schätzt Dr. Christian Götz vom Gewässerschutzlabor des Amts für Abfall, Wasser, Energie und Luft (AWAL) ein.

Krankheitserreger im Oberflächenwasser

Das Risiko für eine Verunreinigung des Trinkwassers steigt bei anhaltend starken und Tage dauernden Regenfällen. «Die Filterwirkung des Bodens über der Quellfassung reicht dann nicht mehr aus oder wird durch entwurzelte Bäume der Boden durchlässig. Dann fliesst das Wasser trüb aus der Quelle, enthält möglicherweise Krankheitserreger und die Wirkung der Behandlung mit UV-Strahlen ist eingeschränkt», sagt Kantonschemiker Martin Brunner vom Kantonalen Labor Zürich.

Im Oberflächenwasser tummeln sich dann Krankheitserreger wie «Fäkalbakterium E. coli», die ins Trinkwasser gelangen. «Abwasser ist der grösste Feind des Trinkwassers», bestätigt Brunner. «Mikrobiologische Verschmutzungen fäkaler Herkunft sind das grösste Gesundheitsrisiko für Konsumentinnen und Konsumenten.»

Wasser abkochen

Sollte es so stark regnen, treffen die Wasserversorgungen vorsorgliche Massnahmen, beispielsweise indem sie kritische Quellen vom Netz nehmen. Zudem wird das Trinkwasser dann verstärkt untersucht. Zürcher Gemeinden würden bei solchen Extremereignissen die Bevölkerung auffordern, ihr Trinkwasser während mindestens fünf Minuten abzukochen, und auch die Zähne nicht mit ungekochtem Wasser zu putzen.

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veröffentlicht: 4. August 2024 15:42
aktualisiert: 4. August 2024 15:42
Quelle: ZüriToday

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