Zürich

Direktverbindung der S-Bahn zwischen Glarus und Zürich droht Aus

S-Bahn

Wichtiger Direktstrecke zwischen Zürich und Glarus droht Aus

· Online seit 04.06.2024, 04:45 Uhr
Die Menschen im Kanton Glarus bangen um die direkten Verbindungen nach Zürich und Rapperswil. Künftig müssten Passagiere auf den Strecken umsteigen. «Unsere Verbindung in den Kanton Zürich darf nicht gekappt werden», fordert Ständerat Mathias Zopfi.
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Die Passagiere können es sich bequem machen. In gut einer Stunde fährt die S25 von Glarus direkt nach Zürich und umgekehrt. Ohne Umsteigen klappt auch die Fahrt der S6 von Glarus nach Rapperswil und zurück. Um diese direkten Verbindungen bangen die Menschen im Glarnerland nun. «Unsere Verbindung in den Kanton Zürich darf nicht gekappt werden», sagt der grüne Glarner Ständerat Mathias Zopfi zur Today-Redaktion.

Im Rahmen des Ausbauschritts 2035 wollen Bund und SBB bei den S-Bahnen zwischen Ziegelbrücke und Linthal einen Halbstundentakt einführen. Der Nachteil: Ab Ziegelbrücke können die Passagiere nicht mehr direkt nach Rapperswil oder Zürich fahren, sondern müssen umsteigen. In einem Vorstoss beauftragt Mathias Zopfi den Bundesrat, dafür zu sorgen, dass die umsteigefreien Verbindungen erhalten bleiben.

«Direkte und schnelle Verbindung ist entscheidend»

Die direkte Verbindung sei für die Glarner zentral und auch für die Zürcher Bevölkerung wichtig, sagt Zopfi. Viele Menschen aus dem Raum Zürich gingen im Glarnerland wandern oder Skifahren und seien froh, wenn sie nicht den Zug wechseln müssten.

Aber auch für Pendlerinnen und Pendler sei die Strecke immer wichtiger geworden, sagt Zopfi. Wegen der hohen Mieten im Raum Zürich gebe es in Glarus Nord und Süd mittlerweile viele Zuzüger. «Da sie aber oft in Zürich arbeiten, ist für sie eine direkte und schnelle Verbindung entscheidend.» Die Zeit im Zug nutzen die Pendlerinnen und Pendler laut Zopfi gerne, um zu arbeiten oder zu entspannen. «Müssten sie in Ziegelbrücke umsteigen, würde der ÖV an Attraktivität verlieren.»

Zopfi geht es beim Erhalt dieser Linie auch um den «Glarner Stolz», wie er sagt. «Der Kanton Glarus ist zwar ein kleiner Kanton, aber keine unwichtige Region, die man von Zürich einfach abhängen kann.»

«Umsteigen wirkt abschreckend»

Laut Zopfi stösst sein Kampf bei der Glarner Bevölkerung auf grossen Zuspruch. «Ich erhielt noch nie so viel Unterstützung für einen Vorstoss», sagt er. Pro Bahn Schweiz, die Interessenvertretung der Kundinnen und Kunden des öffentlichen Verkehrs, bestätigt das Bedürfnis. «Strecken mit Umsteigen wirken sowohl auf Freizeitpassagiere als auch auf Pendlerinnen und Pendler abschreckend», sagt Bastian Bommer, Mitglied des Zentralvorstands. Touristen und Ausflügler mit viel Gepäck und kleinen Kindern entschieden sich oft für das Auto, führe kein Direktzug ans Ziel. Pendler nähmen das Auto, sobald das Umsteigen die Reisezeit verlängere.

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Der Ständerat hat den Vorstoss bereits in der letzten Wintersession fast einstimmig angenommen. Am 11. Juni stimmt der Nationalrat darüber ab. Mit dem Glarner Nationalrat Markus Schnyder hat der grüne Ständerat einen Verbündeten aus der SVP. «Der Erhalt der Direktverbindungen nach Zürich und Rapperswil ist kein grünes Anliegen, sondern ein Glarner Anliegen», sagt Schnyder. Den Siedlungsdruck aus Zürich spüre man im Glarnerland enorm. «Dies hat zur Folge, dass die Strassen heute überlastet sind.» Falle die Direktverbindung weg, passiere der Umstieg auf das Auto schnell. «Dadurch drohen noch häufiger Staus.»

«Leute sollen dort wohnen, wo sie arbeiten»

Markus Schnyder geht davon aus, dass auch der Nationalrat den Vorstoss annehmen wird. «In der Verkehrskommission gab es keine Gegenstimmen.»

Von bürgerlicher Seite könnte es trotzdem Widerstand geben. Direktverbindungen in den Kanton Glarus machten das Wohnen dort attraktiv, sagt FDP-Nationalrat Hans-Peter Portmann. «Für Zürich bedeutet dies Steuerausfälle.» Gleichzeitig zahle der Kanton Zürich am meisten in den Finanzausgleich ein. Geht es nach Portmann, sollten Berufstätige dort wohnen, wo sie arbeiten. «Dann schont man die Umwelt sowieso am einfachsten.»

Der Bundesrat schreibt in seiner Antwort auf den Vorstoss, dass im Rahmen der Konsolidierung des Angebotskonzepts 2035 auch die Frage von Direktverbindungen ins Glarnerland vertieft geprüft werde. «Wobei der Bundesrat keine Garantie für die Umsetzung abgeben kann.»

veröffentlicht: 4. Juni 2024 04:45
aktualisiert: 4. Juni 2024 04:45
Quelle: ZüriToday

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