Zürich

Gibt es im Kanton Zürich verbilligte Tickets für einkommensschwache Personen?

ÖV-Billette werden teurer

Gibt es im Kanton Zürich verbilligte Tickets für einkommensschwache Personen?

· Online seit 15.04.2023, 12:40 Uhr
Wer den öffentlichen Verkehr benutzt, muss ab Dezember tiefer in die Tasche greifen. Die Billett-Preise steigen – im Kanton Zürich und schweizweit. Wie reagiert die Zürcher Politik darauf? Und wie steht es um verbilligte Tickets?

Quelle: TeleZüri / Beitrag vom 4.4.2023

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Im Schnitt werden die Ticketpreise in Zürich um 3,4 Prozent ansteigen, wie der Zürcher Verkehrsverbund ZVV vor Kurzem mitteilte. Damit reagierten sie darauf, dass die Billette in der ganzen Schweiz 4,3 Prozent teurer werden. ZüriToday hat SP, SVP und den ZVV auf die Preiserhöhung angesprochen.

«Wir haben einen paradiesischen ÖV»

«Eine Preiserhöhung tut immer weh und es wäre schöner, wäre sie in diesem Fall nicht nötig gewesen», sagt Ueli Pfister von der SVP Kanton Zürich. Jedoch habe die SVP ein gewisses Verständnis für die teureren Billette.

«Bis 2035 wird es in Zürich eine massive Verbesserung des ÖVs geben und diese muss finanziert werden.» Pfister betont, dass die hohen Preise auf einen «genialen Gegenwert» stiessen. Denn: «Wir haben einen paradiesischen ÖV.»

«Alles wird teurer»

Die SP Kanton Zürich ist gegenüber der höheren Preise «grundsätzlich sehr skeptisch», wie Kantonsrat Felix Hoesch im Gespräch mit ZüriToday sagt. Die Kaufkraft stehe zurzeit sowieso unter Beschuss: «Alles wird teurer.»

Die SP hat deshalb schweizweit die Petition «Nicht noch teurere ÖV-Billette» lanciert. Darin fordert sie von Politik und ÖV-Unternehmen, die Preiserhöhung zurückzunehmen.

Die SP begrüsse zwar, dass der ZVV das Angebot ausbaut und fordert sogar noch ein grösseres Angebot. «Nur müssen wir den ÖV mit allgemeinen Steuermitteln decken statt mit Tarifen», so Hoesch.

Erste-Klasse-Fahrende sind nicht gleichstark betroffen

Die Preise in der zweiten Klasse werden schweizweit um 4,8 Prozent steigen – die in der ersten Klasse lediglich um 1,9 Prozent. Die unterschiedlichen Preisanstiege müssen laut Pfister auch diskutiert werden. Er mahnt: «Wenn auch beim ZVV ein solcher Unterschied besteht, werden wir das sicher doppelt bekämpfen.» Auch Ueli Pfister von der SVP sagt: «Die Differenzen zwischen der ersten und zweiten Klasse muss man noch diskutieren.»

Bietet der ZVV verbilligte Billette an?

«Speziell billigere Tickets für Einkommensschwache bietet der ZVV nicht an», erklärt Thomas Kellenberger, Sprecher des ZVVs. «Sozialbehörden können aber Fahrausweise für gewisse Personenkreise durch eine gezielte finanzielle Unterstützung vergünstigen», erklärt Kellenberger.

Ausserdem werde das Angebot dieses Jahr erweitert. «Etwa durch das ÖV-Guthaben, welches ab Ende Jahr Rabatte bis zu 30 Prozent gewährt, oder das ‹GA Night› für Jugendliche bis 25, die damit jeden Abend und am Wochenende für 99 Franken im ganzen Land den ÖV benutzen können», erklärt Kellenberger. Damit würden auch die klima- und verkehrspolitischen Zielsetzungen unterstützt.

Stadt Zürich prüft verbilligten ÖV

In der Stadt Zürich berät sich der Stadtrat über einen günstigeren ÖV für Einkommensschwache. Der Gemeinderat stimmte 2022 einem Vorstoss von SP-Politikerinnen Heidi Egger und Simone Brander, heutige Stadträtin, zu. Sie forderten, dass das Tram- und Busfahren für einkommensschwache Personen verbilligt werden soll. Der Stadtrat hat zwei Jahre Zeit, um über die Umsetzung dieses Vorstosses nachzudenken.

Können sich Einkommensschwache den ÖV nicht mehr leisten?

SP-Kantonsrat Hoesch hat eine Motion im Kantonsrat. Diese fordert, dass Gemeinden die ÖV-Billette in Zukunft subventionieren dürften. So müssten gewisse Anspruchsgruppen – etwa Studierende oder junge Menschen, weniger für Zug, Tram und Bus zahlen. Ob der Vorstoss durchkommt, wird sich zeigen.

Dass sich Geringverdienende in Zukunft das Billett für Zug und Bus nicht mehr leisten können, glaubt Ueli Pfister nicht. «Es ist ja keine Erhöhung um einen Viertel», erklärt er. Die höheren Preise würden niemanden davon abhalten, den ÖV zu nutzen.

Das Problem sei ein anderes: «Dass ich morgens in eine Sardinenbüchse einsteigen muss» – weil der ÖV überfüllt sei, erklärt Pfister. «Wir haben ein Komfortproblem!»

Im Kanton können sich Gemeinden und Verkehrsunternehmen bis Ende Mai zu der Preiserhöhung der Billette äussern. Danach entscheidet der Verkehrsrat darüber.

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veröffentlicht: 15. April 2023 12:40
aktualisiert: 15. April 2023 12:40
Quelle: ZüriToday

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