Zürich
Glarus

Das Fabriktheater Schwanden will trotz vorläufiger Schliessung weiterkämpfen

Kanton Glarus

Fabriktheater Schwanden leidet unter Hangrutsch-Situation

30.09.2023, 20:23 Uhr
· Online seit 30.09.2023, 19:23 Uhr
Das Fabriktheater Schwanden befindet sich mitten im Hangrutsch-Risikogebiet und musste deswegen sämtliche Vorstellungen bis März 2024 absagen. Nicht der erste Rückschlag für den Verein «Chliibüni Glärnisch».
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Die ‹Chliibüni Glärnisch› hat schon einige Krisen gemeistert. Im März 2020 wurde die jährliche Eigenproduktion wegen Corona abrupt gestoppt. Die Premiere fiel ins Wasser. Sämtliche Requisiten liess die Theatertruppe damals im Hotel Restaurant Schwert im Glarnischen Netstal, denn man hatte ja die Hoffnung, bald zurückzukehren, um den normalen Theaterbetrieb wieder aufzunehmen.

So weit sollte es jedoch nicht mehr kommen. Ende Mai brannte es im Schwert und viele Kostüme, Requisiten und Kulissen wurden dabei vernichtet. Die ‹Chliibüni Glärnisch› verlor ihr Probenlokal. Leopold Ramhapp, Betriebsleiter des heutigen Fabriktheaters, erinnert sich: «Wir haben über 3000 Tickets zurückerstattet und sämtliche Gebühren übernommen. Aber ich blieb zuversichtlich, dass wir eine Lösung finden würden, um unser Stück doch noch zu spielen.»

Quelle: Grosser Sachschaden bei Feuer im Hotel Schwert in Netstal GL im Mai 2020

«Fürs Fabriktheater wurde die Vereinskasse geplündert»

Aus dieser Not entstand das heutige Fabriktheater Schwanden. Über ein Jahr lang wurde praktisch aus dem Nichts ein Theatersaal, ein Foyer für Snacks und Getränke und die Bühne gebaut. «Dafür haben wir die Vereinskasse geplündert, alles, was wir noch hatten, ins neue Theater reingesteckt», erzählt Ramhapp, der nebst dem Theater auch noch bei Glarnerland Tourismus und beim Radio tätig ist.

Jetzt, wo das Theater nach zweieinhalb Jahren Aufbau-Betrieb endlich läuft und die Ticketverkäufe sehr vielversprechend sind, kommt der nächste Rückschlag: Das Fabrikgebäude liegt mitten im Schwandner Krisengebiet. Der Hang ist noch nicht vollständig heruntergekommen, zwei Drittel der Erdmassen könnten sich jederzeit lösen. Die Gefahr, jetzt Theater zu spielen, ist zu gross.

Kein Theater bis nächsten Frühling

«Bis März 2024 müssen wir schliessen, aber ich darf mich dennoch nicht beklagen. Unser Inventar und das Fabrikgebäude sind intakt, andere verloren ihr ganzes Hab und Gut.» Momentan darf niemand ins Theater. Alles im Innern sei noch so wie nach der letzten Vorstellung.

Wer dennoch etwas herausholen will, wird streng überwacht und bekommt im Haus ein Funkgerät. «Es tut mir so leid für all die Künstler, denen wir im Theater eine Auftrittsplattform geben. Auch ist es schwierig, vorauszuplanen. Ich weiss nicht, ob wir unser nächstes grosses Stück so werden spielen können», sagt Theaterleiter Ramhapp.

Nächstes Chliibüni-Stück steht auf der Kippe

Zusammen mit Roger Rhyner sorgt der 52-Jährige mit selbstgeschriebenen Komödien jährlich für zahlreiche Lacher beim Glarner Publikum. Bis im November will er die Situation noch beobachten, danach muss eine Lösung her, wie es weitergehen soll. Denn üblicherweise beginnen Proben, Vorbereitung und Planung der ‹Chliibüni Glärnisch› sehr früh.

Ramhapp will den Mut nicht verlieren. «Die Gemeinde Glarus Süd gibt ihr Bestes. Man darf nicht vergessen, dass dieser Ernstfall nie geprobt werden konnte.» Das Fabriktheater gehört dem Verein ‹Chliibüni Glärnisch› mit rund 50 Mitgliedern. In jede Produktion sind 25 Personen involviert. Es sei nicht so einfach, den Verein nach so vielen Rückschlägen immer wieder positiv gestimmt zu halten.

«Ich würde wieder von vorne beginnen»

Ramhapp will den Kopf nicht hängen lassen: «Viele haben das Theater aufgrund der Krisensituation schon aufgegeben. Aber ich bin und bleibe Optimist und würde immer wieder von vorne beginnen.» Das Fabriktheater erlebt momentan grosse Solidarität. Leute wollen den Theatermachern Ausweich-Räume zur Verfügung stellen und sogar die reformierte Kirche kam auf Ramhapp zu.

Die Glarner Band ‹Weekaend› plante für den 1. Dezember einen Unplugged-Abend mit Dinner. Daraus wird nun nichts. «Es ist sehr schade, aber die Sicherheit aller geht auf jeden Fall vor», sagt Marco Desimoni, Sänger der Band, gegenüber ZüriToday. «Die Location wäre für unser Vorhaben perfekt gewesen. Alles ist bereits da, was wir für einen Auftritt brauchen.» Ihre letzte CD-Taufe hatte Weekaend in einer Turnhalle gemacht, hier musste alles erst aufgebaut werden. «Das war eine Riesenbüez. Wir hoffen darum für das Theater, dass bald wieder der Vorhang aufgehen kann».

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veröffentlicht: 30. September 2023 19:23
aktualisiert: 30. September 2023 20:23
Quelle: ZüriToday

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