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Hautpilz in Zürcher Barbershops: Wie gross ist das Risiko?

Hautpilz

So verbreitet ist Trichophyton in Zürcher Barbershops

· Online seit 29.08.2024, 13:19 Uhr
Infektionen auf der Kopfhaut nach einem Besuch im Barbershop? Dies bereitet der Coiffeurbranche in Deutschland derzeit Sorgen – und soll auch in der Schweiz vermehrt auftreten. Ein Dermatologe erklärt, wie besorgniserregend die Situation in Zürich ist.
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Barbershops sind beliebt und ihre Anzahl hat in den letzten Jahren zugenommen – auch in Zürich. Kontrollen der Zürcher Polizei zeigten vergangenes Jahr, dass bei 228 kontrollierten Barbershops 90 auf mindestens eine Art gegen das Gesetz verstiessen. Am meisten rapportierte die Polizei Übertretungen des Lebensmittelgesetzes. Dabei handelte es sich meist um vergleichsweise kleine Vergehen, wie die fehlerhafte Beschriftung von Haar- oder Kosmetikprodukten.

Aktuell sind es aber weniger Gesetzesverstösse, die zu reden geben. Der Grund für neuen Gesprächsstoff im Zusammenhang mit Barbershops ist Trichophyton. So heisst der hochansteckende Fadenpilz, der über kontaminierte Geräte und Werkzeuge in Coiffeursalons und Barbershops übertragen werden kann. Die Folge: Infektionen auf der Kopfhaut.

«Jeder Fall ist einer zu viel»

Ein Basler Hautarzt berichtet gegenüber der «NZZ», dass er eine deutliche Zunahme von Infektionen mit Fadenpilzen feststellt. Genaue Zahlen zu den Infektionen sind allerdings nicht vorhanden, weil es keine Meldepflicht gibt. Das bestätigt auch Severin Läuchli, Chefarzt am Institut für Dermatologie und Venerologie des Stadtspitals Zürich, gegenüber ZüriToday. Das Problem sei bekannt, es komme aber eher selten zu Fällen. «Es gibt allerdings keine systematische Erfassung. Bei uns sind es etwa zwei Fälle pro Jahr.» Dies sei seit mehreren Jahren so – das Problem trete in Zürich aktuell nicht vermehrt auf.

Läuchli sagt aber auch: «Jeder Fall ist einer zu viel. Wenn es vorkommt, ist es unangenehm und hartnäckig. Barbershops sollten die Hygieneregeln einhalten und ihre Geräte desinfizieren.» Wird eine Infektion auf der Kopfhaut erkannt, erfolgt die Diagnostik mit einer Untersuchung von Hautschuppen. Wird der Pilz nachgewiesen, muss man über mindestens vier Wochen ein Medikament einnehmen. «Macht man das nicht, bleibt die Entzündung auf der Haut und kann sich vergrössern. Die Infektion kann auf andere Personen übertragen werden», erklärt Läuchli. Lebensgefährlich sei der Trichophyton allerdings nicht.

Für deutschen Dermatologen ist es eine «europaweite Epidemie»

Auch beim Universitätsspital Zürich beobachtet man keine konkrete Zunahme der Fälle. Dennoch häufen sich hier längerfristig die behandelten Pilzinfektionen. «Die Fallzahlen haben sich im letzten Jahrzehnt auf niedrigem Niveau verdoppelt. Akute, lokale Ausbrüche wie in Deutschland haben wir nicht beobachtet. Ob sich dies in der aktuell warmen Jahreszeit noch ändern wird, wissen wir nicht», sagte Dermatologe Christian Greis Ende Juli zur «Aargauer Zeitung».

Insbesondere in deutschen Medien machten Infektionen des «Barbershop-Pilzes» in diesem Sommer die Runde. «Wir weisen den Pilz bei uns inzwischen drei- bis fünfmal so oft nach wie noch vor fünf Jahren», sagte etwa ein Dermatologe der Uniklinik Tübingen zum «Spiegel» und sprach von einer «europaweiten Epidemie». Auch viele Kinder waren von der Pilzinfektion betroffen.

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veröffentlicht: 29. August 2024 13:19
aktualisiert: 29. August 2024 13:19
Quelle: ZüriToday

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