Zürich
Kanton Zürich

Kampf gegen Krätze: Zürcher Familie erzählt

Krankheit

Die Krätze ist wieder zurück in der Schweiz – und in Zürich

· Online seit 17.04.2024, 08:02 Uhr
Fälle von Krätzmilben nehmen in der Schweiz zu. So auch in Kanton Zürich. Momentan sind fünf Ausbrüche in Zürcher Kitas bestätigt.
Anzeige

Beim sechs Monate alten Hendrik entwickeln sich Ende August 2023 Pickel am Fuss. Seine Eltern hielten es zunächst für einen harmlosen Hitzeausschlag. Nach zwei Wochen ohne Besserung suchen sie einen Kinderarzt auf, der Krätze diagnostiziert. Die Familie beginnt eine Behandlung, bei der der gesamte Körper des Babys mit einer Anti-Krätze-Creme eingerieben wird, und Textilien und Möbel gereinigt werden, wie sie gegenüber dem «Tages-Anzeiger» berichten. Henrik hat zwei Geschwister. Die Familie lebt in Winterthur.

Therapie blieb erfolglos

Die Therapie zeigte keine Wirkung und das kleine Baby Henrik blieb ansteckend, sodass seine Eltern und Geschwister von der Hautkrankheit angesteckt wurden. Der Juckreiz wurde so intensiv, dass sie nächtelang nicht schlafen konnten.

Krätze wird oft mit dem Mittelalter assoziiert, trotzdem ist es eine extrem verbreitete Krankheit. Schätzungen gehen von mindestens 200 Millionen infizierten Personen aus. In der Schweiz hat die Anzahl der Fälle in den letzten Jahren zugenommen, was zu Problemen bei der Diagnose und Therapie geführt hat.

Scan den QR-Code

Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.

Fehldiagnosen sind nicht selten

Martin Theiler, der leitende Arzt Dermatologie am Universitätskinderspital Zürich, ist ein Kenner der Krankheit. Er sagt gegenüber dem «Tages-Anzeiger»: «Oft wird eine Creme eingesetzt, jedoch haben manche Milbenstämme Resistenzen gegen die Creme entwickelt.» Dazu komme, dass einige Ärzte wenig Erfahrung mit der Krankheit haben und es so zu Fehldiagnosen kommt.

Es gibt keine offiziellen Zahlen, wie viele Personen die Krankheit haben. Dies, weil es keine offizielle Meldestelle gibt. Der Arzt rechnet mit Tausenden Fällen in der Schweiz. Alleine im Kanton Zürich sei eine «hohe einstellige Zahl» von Kitas von Ausbrüchen betroffen. Der kantonsärztliche Dienst bestätigt Ausbrüche in fünf Kitas, geht aber von einer «hohen Dunkelziffer» aus.

Keine Kita mehr aus Sorge um eine Ansteckung

Hendriks Familie kämpfte monatelang mit der Krankheit, isolierte sich zu Hause und erlitt finanzielle und emotionale Belastungen. Nach sieben Monaten waren sie dann endlich wieder «krätzefrei».

Die Eltern haben für sich nun einige Entscheide getroffen. Die drei Kinder gehen nicht mehr in die Kita, um keine erneute Ansteckung zu riskieren. Und wenn sie andere Familien treffen, fragen sie, ob die Kinder Ausschlag hätten. «Wir wollen nicht hypersensibel wirken. Aber wir haben genug», sagt der Vater.

(blu)

veröffentlicht: 17. April 2024 08:02
aktualisiert: 17. April 2024 08:02
Quelle: ZüriToday

Anzeige
Anzeige
zueritoday@chmedia.ch