Zürich
Kanton Zürich

Schwuler Lehrer in Pfäffikon entlassen: Experte kritisiert Gemeinde

Nach Entlassungs-Skandal

«Unter aller Sau» – Experte kritisiert Kommunikation von Pfäffiker Schule

11.06.2024, 14:59 Uhr
· Online seit 11.06.2024, 14:19 Uhr
Ein Lehrer in Pfäffikon wurde nach Elternprotesten, die auf seiner Homosexualität basiert haben sollen, entlassen. Im Untersuchungsbericht streitet die Schulpflege eine Diskriminierung ab. Ein Experte für Krisenkommunikation ist vom Vorgehen enttäuscht.
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Es ist ein Eklat, der für Schlagzeilen ausserhalb der Kantonsgrenzen sorgte. Ein schwuler Lehrer wurde in Pfäffikon entlassen, nachdem sich Eltern aus dem freikirchlichen Umfeld beschwert hatten. Sie reklamierten, weil er als homosexueller Mann Sexualkundeunterricht gibt.

Am Montagabend hat die Schulpflege – dessen Mitglied und Schulpräsident nach dem Skandal zurücktrat – an der Gemeindeversammlung ihren Untersuchungsbericht präsentiert. Im Dokument ist schriftlich festgehalten, dass die Schule in personalrechtlicher Hinsicht nicht korrekt gehandelt und Verfahrensfehler begangen habe. Im Bericht werden auch die Diskriminierungsvorwürfe zurückgewiesen.

Kommunikationsleistung der Gemeinde erhält die Note Zwei

«Die Auflösung des Arbeitsverhältnisses erfolgte im Einvernehmen mit der betroffenen Lehrperson, nachdem eine Lösung im Dialog aus vielerlei Gründen nicht mehr möglich und eine weitere Eskalation immer wahrscheinlicher schien», heisst es darin.

Olivier Laube, Experte für Krisenkommunikation, ist erschüttert über die Kommunikation der Schulpflege und der Gemeindevorsteher. Die gesamte Kommunikations- und Krisenmanagementleistung sei «unter aller Sau». Auf einer Skala von eins bis zehn schätzt der Experte die Kommunikationsleistung auf eine zwei ein. «Man hat die Krise schon frühzeitig erkannt, aber nichts gemacht. Man hat es schleifen lassen.» In einer Krise sei dies das Schlimmste, das passieren könne.

«Der Chef hätte hinstehen müssen»

Für die ganze Angelegenheit engagierte die Gemeinde externe Kommunikationsberater. Was das Konto nicht wenig belastete. Dafür wurden mehrere tausend Franken investiert.

Gemäss Laube hätte der «Chef» hinstehen müssen. «Gemeindepräsident Marco Hirzel hat alle Schuld von sich gewiesen und gesagt, es gehe ihn nichts an», sagt der Experte am Montagabend zu TeleZüri. Er ist da völlig anderer Meinung. «Das ist wie eine Unternehmung. Wenn es mal brennt, dann muss der CEO vor die Kamera stehen. Er hätte nach vorne treten müssen und sagen sollen, was Sache ist.»

(hap/oku)

veröffentlicht: 11. Juni 2024 14:19
aktualisiert: 11. Juni 2024 14:59
Quelle: ZüriToday

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