Hinter der Petition stehen der Naturschutzverein Wetzikon-Seegräben (NVWS) sowie dessen AG Stadtbäume. Auf Anfrage von ZüriToday kritisiert der Leiter der Arbeitsgruppe, Uwe Scheibler, die Wetziker Behörden stark. «Weder bei der Ausschreibung noch beim Kreditantrag werden die schützenswürdigen Bäume erwähnt. Die Behörde ist damit den gesetzlichen Vorschriften und ihren eigenen Verpflichtungen klar nicht nachgekommen.»
Scheibler meint damit, dass der Wetziker Stadtrat im Herbst 2022 ein behördenverbindliche Grünraumkonzept verabschiedet hat. Darin spricht er sich für den Zuwachs an grossen Bäumen und Grünflächen aus. Im Zusammenhang mit dem Ausbau der städtischen Kindergärten könnte es jetzt aber elf grossen Bäumen an den Kragen gehen, sieben weitere seien durch die Folgen der Bauarbeiten existenziell gefährdet.
Viele Unterschriften gesammelt
Um zu verhindern, dass die Bäume den Neubauten zum Opfer fallen, hat der Naturschutzverein eine Petition gestartet. Darin fordern sie den Erhalt der grossen Bäume auf den Kindergarten-Grundstücken Kempten, Goldbühl und Baumgarten. Innerhalb von 24 Stunden wurde die Petition schon über 500-mal unterzeichnet. Damit haben die Petitionäre ihr Ziel, bis am 2. Oktober 500 Unterschriften zu sammeln, bereits weit im Voraus erreicht.
Und nun? «Wir gehen davon aus, dass das Parlament den Kreditantrag zurückweisen wird und dass der Stadtrat die laufenden Baubewilligungsverfahren zurückziehen wird», erklärt Scheibler. «Im Best-Case-Szenario setzt die Stadt die Mehrheit der von uns vorgeschlagenen Projektanpassungen um und verschiebt die Modulbauten um einige Meter. Für die unumgänglichen Verluste werden dann angemessene Ersatzpflanzungen durchgeführt.»
Erfolgreiche Aktion in Unterwetzikon
Der NVWS verhinderte bereits einmal erfolgreich die Fällung eines Baumes. «Vor eineinhalb Jahren starteten wir eine Petition zur Erhaltung der Kastanie am Bahnhof Unterwetzikon.» Innerhalb eines Tages kam damals 300 Unterschriften zusammen und die SBB sah von einer Fällung ab.
Der aktuelle Fall zeigt für Scheibler, dass die Stadt Wetzikon aus diesem Fall nichts gelernt hat. «Wir sind frappiert (überrascht), dass man bei der Stadt noch nicht eingesehen hat, dass nachhaltige und moderne Stadtentwicklung gerade vor dem Hintergrund der Klimaerwärmung etwas anderes heisst, nämlich eine langfristig angelegte Grünplanung.»
Planung entspricht den energiepolitischen Zielen
Von der Stadt Wetzikon heisst es auf Anfrage, dass die Stadt – wie private Eigentümerschaften auch – verpflichtet ist, auf die Bäume Rücksicht zu nehmen und diese wo möglich zu erhalten. «Ist dies aufgrund einer Interessenabwägung nicht möglich, werden sie ersetzt. Wie die Bauprojekte die Bäume konkret tangieren, wird zurzeit durch ein Fachbüro untersucht», präzisiert Sandra Elliscasis, Stadträtin Finanzen + Immobilien. Das sei der gewohnte Prozess bei Bauvorhaben. Die gesamtheitliche Planung der vorliegenden Bauprojekte entspreche den energiepolitischen Zielen der Stadt Wetzikon.
Stimmvolk hat letztes Wort
Im Mai 2023 hatte der Wetziker Stadtrat den Antrag und die Weisung für den Baukredit der Ersatzneubauten der neuen Dreifachkindergärten Kempten und Baumgarten sowie der Doppelkindergärten Goldbühl und Egg zuhanden des Parlaments verabschiedet. Der Baukredit wird am Montag, 2. Oktober 2023, im Parlament beraten. Das letzte Wort hat die Wetziker Stimmbevölkerung an der Urne.
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