Mit den steigenden Lebenskosten erwarten viele, dass der Wohlstand in der Schweiz abnimmt. Nun zeigt sich, dass dies gar nicht der Fall ist. Gemäss dem Amt für Wirtschaft Kanton Zürich (AWI) wird der Wohlstandszuwachs in den letzten 30 Jahren unterschätzt.
Menschen arbeiten weniger, aber erwirtschaften mehr
Das Zürcher Bruttoinlandprodukt (BIP) ist laut «Blick» zwischen 1991 und 2022 im Schnitt um 1,8 Prozent pro Jahr gewachsen. Pro Kopf stieg das BIP von 81'000 Franken auf 104'000 Franken an. Zwar hat sich das Wirtschaftswachstum pro Kopf in Zürich seit den 00er Jahren verlangsamt, das BIP ist aber pro Arbeitsstunde stärker gestiegen als beim Pro-Kopf-Wachstum. Schweizweit ist diese Differenz noch grösser. «Die Menschen erwirtschaften also deutlich mehr pro Stunde, arbeiten gleichzeitig aber immer weniger. Auch das ist ein Wohlstandsgewinn», sagt Luc Zobrist, Leiter Volkswirtschaft beim AWI.
Der Wohlstand in Zürich hat – gemessen am BIP pro Arbeitsstunde – in den letzten 30 Jahren um 1,1 Prozent zugenommen. 58 Prozent des Wirtschaftswachstums ist auf die höhere Produktivität zurückzuführen, lediglich 42 Prozent auf die wachsende Bevölkerungszahl.
Coronapandemie und Ukraine-Krieg als Ausnahme
Was für die arbeitende Bevölkerung zählt, ist am Schluss die Konsequenz in ihrem Lohn. Gemäss ETH-Berechnungen landen fast 60 Prozent des BIP-Wachstums bei den Arbeitenden. Das Einkommen pro Arbeitsstunde hat sich seit 1991 beinahe gleichmässig mit dem realen BIP entwickelt.
Eine Ausnahme – quasi eine Mini-Krise beim Wachstum – stellen die letzten zwei bis drei Jahre dar. Wegen der Coronapandemie oder des Ukraine-Krieges haben Preisanstiege in vielen Branchen zu Reallohnverlusten geführt.
Ein weiterer Wohlstandseffekt ist, dass die Menschen von viel höherer Qualität vieler Güter und Dienstleistungen profitieren, die mit dem BIP nur teilweise erfasst werden können. Zum Beispiel das kostenlose Wissen im Internet oder der Zugang zur Musik via Streamingportale.
(hap)
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