Zürich
Kanton Zürich

Zwillingsschwester findet nach viralem Post vielleicht doch Lehrstelle

Zürcherin (15) sucht Lehrstelle

«Bei uns hätte sie sicher eine Chance gehabt»

22.02.2023, 15:03 Uhr
· Online seit 22.02.2023, 09:11 Uhr
Die 15-jährige Fay van Rijn hat nach unzähligen Bewerbungen noch immer keine Lehrstelle gefunden. Auf den viralen Linkedin-Post ihres Vaters haben sich jetzt mehrere Betriebe mit offener Lehrstelle gemeldet.
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Acht Monate, über 50 Bewerbungen und lauter Absagen. Die verzweifelte Lehrstellensuche von Fay bewegt. Das 15-jährige Mädchen sucht eine KV- oder Mediamatik-Lehrstelle per Sommer 2023. Ihre Zwillingsschwester Mia hat eine Stelle gefunden, doch bei Fay will es einfach nicht klappen. Der Linkedin-Post des Vaters, in dem er davon schreibt, aufzugeben, ging viral.

«Das Mädchen hat sich nicht gemeldet»

Fay hat sich bereits mehrere Optionen für einen Plan B ausgedacht: zehntes Schuljahr, ein Praktikum oder ein Sprachaufenthalt. Doch jetzt klappt es vielleicht doch noch mit der Lehrstelle. Denn unter den Kommentierenden auf Linkedin finden sich auch einige Betriebe, die Fay auffordern, eine Bewerbung einzureichen, es gebe noch eine freie Stelle.

So kommentierte ein Mitarbeiter eines Stellenvermittlungsbüros: «Ihre Tochter kann sich gerne bei uns telefonisch [...] melden. Wir haben eine kaufmännische Lehrstelle per Sommer zu vergeben und sind jetzt in Gesprächen.»

«Wir versuchen seit sieben Monaten unsere KV-Lehrstelle zu besetzen, aber haben sehr wenige und nicht den Anforderungen entsprechende Bewerbung erhalten [...]. Bei Interesse kann Ihre Tochter uns gerne eine Bewerbung per E-Mail senden», schrieb Michele Fiorito, Geschäftsführer des Heizung-, Lüftung und Sanitäranlagenanbieters W. Rokitzky AG.

«Wir haben noch keine Bewerbung erhalten. Das Mädchen hat sich nicht gemeldet», erzählt Fiorito nun im Gespräch mit ZüriToday.

Neue Hoffnung in Kontakten

Für die KV-Lehrstelle seien sehr wenige geeignete Bewerbungen eingegangen, erzählt Fiorito. Ob da die Noten – wie von Fay befürchtet – das ausschlaggebende Kriterium waren? «Noten spielen mit. Eine gewisse Leistung ist Voraussetzung, es ist die erste Selektion. Zudem haben Schüler, die einen gewissen Notendurchschnitt nicht mitbringen, Schwierigkeiten, die Lehrzeit zu bestehen. Wir sprechen hier aus Erfahrung. Man kann aber auch am Praxistag punkten. Daher sind wir bemüht, möglichst viele Schnuppertage anzubieten.»

So passierte es auch mit der offenen Stelle, die Fiorito auch Fay angeboten hatte. Ein Junge, dessen schulische Leistungen etwas unter dem vom Unternehmen gewünschten Schnitt lagen, hat die Stelle doch bekommen. «Er hat sich im Büro gut präsentiert», erklärt Fiorito.

Diese Stelle ist also weg. Fay und Papa Milko Van Rijn sind enttäuscht – doch der Frust hält sich in Grenzen. «Bis man reagiert, heisst es häufig, die Stelle sei leider schon besetzt», so der Vater. «Wir haben uns etwas an die Enttäuschungen gewöhnt. Man weiss nie, ob das jetzt die perfekte Lehrstelle geworden wäre.»

Unter den Kommentaren gab es viele gute Hinweise. «Vermittler haben sich gemeldet, Websites wurden uns vorgeschlagen und wir erhielten Tipps zum Lebenslauf», sagt Van Rijn. Bis zu den Frühlingsferien im April versuchen sie es bestimmt weiter: «Vielleicht wird die eine oder andere Lehrstelle plötzlich wieder frei, wenn die Resultate der Gymi-Prüfungen bekannt sind.»

Hoffnung wieder grösser

«Sicher nicht aufgeben», lautet auch Fioritos Tipp. «Es gibt Firmen, die suchen!» Er kenne viele Unternehmen, deren Lehrstellen schlecht besetzt werden. Seine Erklärung dafür: Viele würden sich auf die grossen Betriebe – bekannte Banken und Informatikfirmen – stürzen. Die Verteilung verlaufe schlecht, Kleinbetriebe hätten es schwer.

Der ganze Rummel begann mit dem Satz «Wir geben auf». Doch Aufgeben kommt für Fay nicht mehr infrage. «Ich war sehr überrascht von den Reaktionen, finde aber die vielen schönen Feedbacks schön», sagt Fay.

Noch immer ist die Familie in den Ferien und schickt fleissig weitere Bewerbungen für Fay. Mit der Aufmerksamkeit nach dem viralen Post ist auch neue Hoffnung aufgekommen. «So viel Unterstützung hat Fay Mut gegeben», sagt Vater Van Rijn. Und wenn alle Stricke reissen, hat Fay immer noch ihren Plan B.

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veröffentlicht: 22. Februar 2023 09:11
aktualisiert: 22. Februar 2023 15:03
Quelle: ZüriToday

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