Zürich

Kaputte Duschen im Hallenbad Steinacher in Wädenswil sorgen für Ärger

Garderoben-Tausch

Eiskalte Männerduschen machen Frauen in Wädenswiler Hallenbad hässig

05.09.2024, 10:25 Uhr
· Online seit 05.09.2024, 07:25 Uhr
Aus den Duschen in der Garderobe des Hallenbads Steinacher in Wädenwil kam am Montag kaltes bis kaum Wasser. Die Tochter einer Besucherin spricht von einer «bodenlosen Frechheit». Bereits seit Monaten sind die Duschen ein Problem.
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Ungeduscht sollen die Teilnehmerinnen des Aquafit-Kurses das Hallenbad verlassen haben. «Es hat allen den Nuggi rausgehauen», sagt Melanie Huber*. Ihre 75-jährige Mutter besuche den Kurs im Hallenbad Steinacher in Wädenswil seit vielen Jahren. «Sie erzählte mir, dass am Dienstag aus den wenigen noch funktionierenden Duschen nur entweder eiskaltes Wasser oder ein Rinnsal kam.» Die Kursteilnehmerinnen hätten deshalb die Dusche zu Hause vorgezogen. Damit ist für Huber im «Horror-Hallenbad», wie sie es nennt, ein neuer Höhepunkt erreicht.

Bereits im Februar sorgten die Duschen im Hallenbad für rote Köpfe. Damals kritisierten Besucherinnen, dass von zwölf Frauenduschen nur drei funktionierten. Zurzeit versuchten sie, mit Notreparaturen zumindest einen Teil der Duschen funktionsfähig zu halten, hiess es von der Stadt Wädenswil damals.

Mehr Pissoirs als Klos

Inzwischen hat die Stadt aber zu einer Notlösung für die insgesamt rund 12 Kursbesucherinnen und -besucher gegriffen: Neu sind die Herrengarderoben für die zehn Aquafitterinnen vorgesehen und die Damengarderoben für die zwei Aquafitter. Auf diese Weise haben die weiblichen Teilnehmer, die im Kurs in der Überzahl sind, mehr Duschen zur Verfügung als nur die beiden noch in Betrieb stehenden der Damengarderobe. Dass die sechs Männerduschen eiskalt seien oder kaum Wasser herauskomme, sei nicht das einzige Problem, sagt die Tochter der Aquafitterin. «Es ist auch eine Zumutung, dass die Frauen jetzt mit einem einzigen Sitzklo auskommen müssen, weil die anderen Klos bei den Herren Pissoirs sind.»

Die Leiterin des Aquafit-Kurses bestätigte auf Anfrage, dass die Duschen am Dienstag eiskalt waren. Weiter wollte sie sich nicht äussern. Die aktuellen Zustände kritisieren auch andere Wädenswilerinnen. Weil bei den Mädchen anscheinend nicht genügend Duschen vorhanden seien, habe man einfach die Garderobe gewechselt, schreibt eine Userin auf Social Media. «Jetzt hat es genügend Brausen, die aber ‹glitschkaltes› Wasser verteilen.» Zudem stehe nur ein WC zur Verfügung. «Auch für die Kinder ist das eine Zumutung.»

«Suchen Alternativen für günstigere Sanierung»

Der Wädenswiler Finanz- und Immobilienvorstand Christof Wolfer bestätigt die geschilderten Umstände im Hallenbad. «Wir haben Probleme mit diesen Duschen, das ist unbestritten», sagt er. Die Situation sei unerfreulich und er verstehe, dass die Besucherinnen und Besucher damit nicht zufrieden seien. «Leider lässt sich das Problem nicht einfach wegzaubern.»

Neue Armaturen und Schläuche reichen nicht, um die Duschen instand zu setzen. «Das ganze System ist marode. Dafür müsste man sämtliche Leitungen aus den Wänden reissen», sagt Wolfer. Die Stadt rechnet für die Sanierung der Wasserleitungen sowie das Lehrschwimmbecken mit Kosten von rund 3,5 Millionen Franken. «Zurzeit suchen wir nach Alternativen für eine günstigere Sanierung», sagt Wolfer. Ideal wäre, wenn dafür ein Kredit von maximal einer Million Franken reichte.

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Das Hallenbad in der Zwischenzeit zu schliessen, kommt für die Stadt nicht infrage. Schulklassen und Sportvereine sollten das Schwimmbad für ihre Kurse weiterhin nutzen können, sagt Wolfer. Auch Privatpersonen solle es offenstehen. «Jeder Person steht es frei, das Hallenbad zu besuchen oder nicht.»

Rabatt auf Eintritt?

Manche Gäste erwarten stattdessen einen Rabatt. Laut Melanie Weber bezahlt ihre Mutter pro Jahr 1000 Franken für ihr Aquafit-Abo im Steinacher. «Es ist eine bodenlose Frechheit, dass man für diesen Preis eine solche Infrastruktur geboten bekommt», sagt sie. Kundenfreundlich wäre ihrer Meinung nach, wenn die Stadt Wädenswil den Kursteilnehmenden auf das Abo 25 Prozent Rabatt gebe. «Dies natürlich nur, wenn die Kursleiterin auch entsprechend entschädigt würde.»

Rabatte stehen für die Stadt nicht zur Diskussion. Die Abo-Preise für die Kurse bestimmten die Kursverantwortlichen und hängten nicht von der Infrastruktur ab, sagt Christof Wolfer. Auch sind tiefere Eintrittspreise keine Option. «Dann müssten die Steuerzahlenden nur mehr Steuern für das Hallenbad bezahlen.»

Kürzlich standen auch die sanitären Anlagen im Camping Fischer's Fritz in Zürich Wollishofen in der Kritik. Ein Camper bezeichnete diese als «schimmlig und versifft». Der Betreiber begründete dies mit einem Lüftungsproblem und grosser Feuchtigkeit aufgrund des viel zu nassen Sommers.

*Name der Redaktion geändert.

veröffentlicht: 5. September 2024 07:25
aktualisiert: 5. September 2024 10:25
Quelle: ZüriToday

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