Zürich

Motorenlärm an der Seestrasse in Zürich Wollishofen – Anwohner leiden

Wollishofen

«Lärmposer verrecke!» – Ärger wegen Krach an Seestrasse eskaliert

27.05.2024, 12:17 Uhr
· Online seit 27.05.2024, 07:45 Uhr
Ein Transparent an der Seestrasse in Wollishofen wünschte Lärmposern den Tod. Inzwischen ist es verschwunden. Der Unmut über den Lärm bei den Anwohnerinnen und Anwohnern bleibt.

Quelle: Tele Züri / CH Media Video Unit

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Autoposer sind in der Stadt Zürich berüchtigte Nervtöter. Bei Treffen in der Innenstadt lassen sie ihre Motoren regelmässig aufheulen – und Anwohner aufschreien. An der Seestrasse in Wollishofen ist der Ärger wegen des Motorenlärms kürzlich eskaliert. «Lärmposer verrecke!», stand auf einem Transparent, das am Sonntag an einem Geländer direkt an der stark befahrenen Strasse hing.

Inzwischen ist das Transparent verschwunden. Der Stadtpolizei Zürich liegt keine Meldung vor, wonach die Polizei dieses entfernt hat, wie sie auf Anfrage sagt. Ob es sich um einen ausgetickten Lärmgeplagten handelt, der das fatale Transparent abgehängt hat, ist unbekannt. Die Klagen über den Lärm sind bei Anwohnerinnen und Anwohnern dennoch alles andere als verstummt.

«Als würde man neben Autobahn schlafen»

«Es ist superlaut hier», sagt Evi Marler zu ZüriToday, die seit sechs Monaten in einer Wohnung an der Seestrasse wohnt. Man höre in der Wohnung den gesamten Lärm. «Es fühlt sich an, als würde man neben einer Autobahn schlafen.» Die lauten Autofahrer würde sie deshalb aber nicht beschimpfen. «Dieses Transparent geht viel zu weit.» Besser finde sie es, eine Lösung gegen den Lärm zu finden. «Damit man ihn im Gebäude weniger laut hört.»

Daniel Howe, der seit 25 Jahren an der Seestrasse wohnt, hat Verständnis für das Transparent. «Ich kenne viele Leute, die sich am Lärm stören. Seinem Unmut will man auch mal Luft machen», sagt er. Hier wohnten auch viele Familien mit Garten. «Dann ist es natürlich nervig, vom Lärm ständig aufgeschreckt oder unterbrochen zu werden.»

«Lässig, wenn es ‹chlöpft›»

Besonders schlimm sei es an verlängerten Wochenenden wie Pfingsten und Auffahrt, sagt Howe. «Dann beginnt der Lärm schon morgens.» Meistens gebe es «eine Schwetti».«Wenn eine Biker-Gang oder eine Cabriolet-Crew kommt, tönt es halt.» Die Eisenbahnbrücke und die beiden Wände des Tunnels sieht er als «wunderbaren Resonanzkörper» für Lärmposer. Die Strecke sei auch bei Töfffahrern und solchen mit getunten Autos beliebt. «Da ist es schon lässig, wenn man etwas Gas geben kann und es entsprechend ‹chlöpft›. Da kommen Bubengefühle auf», sagt er spöttisch.

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Howe versteht nicht, warum sich die Poser auf der Seestrasse austoben müssen. «Man kann ja auf eine Rennstrecke oder abgelegenen Strasse Gas geben – wenn es denn sein muss.» Der Anwohner lobt, dass jemand den Mut hatte, das Transparent aufzuhängen. «Es rüttelt auch etwas wach.» Auf dieser Strecke sieht er viel Potenzial, um den Lärm einzuschränken. «Man könnte einen Flüsterbelag einbauen, einen Blitzkasten aufstellen oder sogar den Strassenabschnitt mit entsprechenden Hindernissen ausrüsten, sodass man da nicht mehr durchrasen kann.»

Stadt Zürich bestätigt Lärmproblem

Es gibt aber auch Anwohnende, die der Lärm nicht aus der Ruhe bringt. «Die Autos machen keinen extra Lärm. Ich schlafe gut», sagt Milani Euenei, die seit 40 Jahren an der Seestrasse wohnt. Das Transparent gegen die Lärmposer findet sie übertrieben. «Es sind alle jung, was wollen Sie machen? Da kann man nicht reklamieren», sagt die ältere Dame.

Für die Lärmgeplagten gibt es aber gute Nachrichten. Die aktuelle Situation auf der Seestrasse in Wollishofen zeige, dass die Strasse von der Stadtgrenze bis zum Tessinerplatz lärmbelastet sei, bestätigt Chantal Stocker, Mediensprecherin der Dienstabteilung Verkehr der Stadt Zürich. «Die Personen, die an dieser Strasse leben und arbeiten, sind also von Lärm über dem gesetzlich festgelegten Grenzwert betroffen.»

Massnahmen sind geplant

Die Stadtpolizei kontrolliert neuralgische Orte regelmässig auf technisch abgeändert Fahrzeuge und führt Geschwindigkeitskontrollen gegen zu schnell fahrende Autoposer durch.

Zwischen der Stadtgrenze zu Kilchberg und der Roten Fabrik sind laut Stocker Sanierungsarbeiten auf der Seestrasse geplant. «Im Zuge der Sanierungsarbeiten hat die Stadt auch Lärmschutzmassnahmen wie Tempo 30 verfügt, sowie lärmmindernde Beläge – sogenannte Flüsterbeläge – vorgesehen», sagt Chantal Stocker. Das Bauprojekt befinde sich nach Einspruch des Kantons im laufenden Verfahren.

veröffentlicht: 27. Mai 2024 07:45
aktualisiert: 27. Mai 2024 12:17
Quelle: ZüriToday

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