Zürich

Pferde am Sechseläuten – neuer Bericht kritisiert mangelhaftes Tierwohl

Sechseläuten

Zünftler erhalten von Zürcher Tierschutz Schelte für Umgang mit Pferden

· Online seit 19.06.2024, 11:47 Uhr
Die Pferdeumritte sind am Sechseläuten Tradition. Ein Bericht zweier Tierschutzorganisationen kommt zum Schluss, dass das Sechseläuten für einen grossen Teil der Pferde «nicht tiergerecht» durchgeführt werde. Der Reiterchef sieht das anders.
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Steckenpferde statt echte Pferde werden an der nachgeholten Böögg-Verbrennung in Heiden um den Böögg reiten. Der Boden auf der Streuliwiese eignet sich nicht für Pferde. Ansonsten müsste für viel Geld ein Reitbelag wie in Zürich gebaut werden, sagte Victor Rossi, Medienchef des Zentralkomitees der Zünfte Zürichs (ZZZ). Tierschützerinnen und Tierschützer dürften nichts dagegen haben, wenn die Spielzeug-Alternative künftig auch am traditionellen Zürcher Sechseläuten die Tiere ersetzen würde.

In einem am Dienstag publizierten Bericht kommen der Zürcher Tierschutz und die Stiftung für das Tier im Recht zum Schluss, dass das Sechseläuten für einen grossen Teil der eingesetzten Pferde «nicht tiergerecht» durchgeführt werde. Viele Tiere signalisierten Angst, Stress und Schmerzen, heisst es im Bericht weiter, aus dem die NZZ zitiert.

Pferde schwitzten stark

Bereits seit 2017 begleiten die beiden Tierschutzorganisationen den Anlass und schreiben einen Bericht dazu. Dieses Jahr veröffentlichten sie diesen erstmals. Der Bericht stuft zahlreiche Momentaufnahmen des diesjährigen Sechseläutens als problematisch ein. Fotos zeigen Pferde, die stark schwitzen, das Maul aufreissen, mit dem Kopf schlagen oder mit weit geöffneten Augen um sich blicken. Laut den Tierschützern sind dies alles Anzeichen für Unruhe oder Erregung bei Pferden. Plötzlicher Lärm oder ungewohnte Bewegungen wie das Fuchteln mit einem Regenschirm könnten sie in Angst versetzen.

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Nicht für das Sechseläuten eingesetzt werden sollten Pferde mit einem sogenannten Senkrücken, wie es im Bericht weiter heisst. Auch kritisiert dieser, dass ein Pferd während einer Pause am Umzug gemolken wird, da es ein Fohlen hat. Weiter dokumentiert der Bericht Fälle von falsch angewendeten Zäumungen, die Pferden Schmerzen bereiten können. So wurde die gemäss Bundesamt für Veterinärwesen verbotene Rollkur angewendet. Dabei zieht der Reiter den Kopf des Pferds mithilfe der Zügel bis auf die Brust, was den Hals des Pferdes stark überdehnt. Ausserdem sollen Reiter mit ihren Pferden teilweise grob umgehen und über ein mangelhaftes Reitniveau verfügen.

ZZZ halte sich an Tierschutzgesetz 

Der Reiterchef des ZZZ, Michael Hässig, stellt gegenüber der Zeitung klar, dass sich das Komitee an das Tierschutzgesetz halte und alle Pferde tiermedizinisch kontrolliert würden. In Bezug auf den Bericht spricht er von «ein paar unschönen Szenen». Er ist der Meinung, dass der Bericht ein falsches Bild abgebe. Schwitze ein Pferd, könne dies auch bedeuten, dass es ihm warm sei, weil es im Fellwechsel sei. Es sei daher nicht automatisch gestresst. Zudem können auch ein älteres Pferd mit Senkrücken mit gutem Gewissen eingesetzt werden, solange es gut bemuskelt sei.

Zur Kritik falsch angewendeter Zäumungen spricht er von Ausnahmen. Auch sei der Einsatz von Beruhigungsmitteln nicht die Regel. Sediert würden vor allem Pferde, die erstmals am Umzug mitgingen und die Situation nicht kannten, weil sie auch nicht geübt werden könne.

(bza)

veröffentlicht: 19. Juni 2024 11:47
aktualisiert: 19. Juni 2024 11:47
Quelle: ZüriToday

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