Fans pilgerten noch vor einem Jahr zu den Toren der Villa Algonquin in Küsnacht. Dort hatte die im Mai 2023 verstorbene Rock-Legende Tina Turner 25 Jahre lang gelebt. Heute sind nicht nur die Blumen, Briefe und Zeichnungen verschwunden: Kein Fleck im Dorf erinnert an den Weltstar. Gut möglich ist, dass die Stadt Köln in Sachen Denkmal Küsnacht überholt.
Eine Petition des kanadischen Musikers Chilly Gonzales fordert, dass Richard Wagners Name von der gleichnamigen Strasse entfernt wird. «Richard Wagner war ein grosser Komponist, aber ein scheusslicher Mensch», schreibt der Wahlkölner in der im März lancierten Petition.
Befeuerte Antisemitismus
Heute betrachteten wir das Europa des späten 19. Jahrhunderts als ein Milieu vieler veralteter Ideen, besonders die Vorurteile gegenüber Juden, so Gonzales. Wagner habe seine Plattform als führender Intellektueller genutzt, um in seinem Aufsatz «Das Judentum in der Musik» von 1869 den ohnehin bestehenden Antisemitismus noch zu befeuern.
Er habe den Juden darin etwa als «plastischen Dämon des Verfalls der Menschheit» beschrieben. Wenn eine Strasse in der Kölner Innenstadt den Namen eines Antisemiten trage, der nicht einmal eine enge Beziehung zu Köln habe, ehre Köln damit seines Erachtens einen unwürdigen Mann.
«Eine würdige Hommage»
Wagners Schild soll Tina Turner bekommen. «Sobald es gelungen ist, Richard Wagners Namen von der Strasse zu entfernen, werden wir eine weitere Massnahme vorschlagen: die Unbenennung in Tina-Turner-Strasse», heisst es in der Petition weiter.
Auch zu Köln hatte die Sängerin einen Bezug. Von 1986 bis 1995 wohnte sie in der prunkvollen Marienburg Villa im gleichnamigen Kölner Villenviertel. Eine afroamerikanische Komponistin und Sängerin, die Köln neun Jahre lang zu ihrer Heimat gemacht hat, sieht Chilly Gonzales als bestens geeignet für einen Strassennamen. «Die Umbenennung in Tina-Turner-Straße wäre eine würdige Hommage an eine weltweit bekannte und geliebte Wahlkölnerin, die 2023 verstorben ist.» Bis jetzt zählt die Petition über 13'000 Unterschriften. Der Antrag für die Unbenennung ist beim Bezirksbürgermeister der Kölner Innenstadt deponiert.
Inspiration für Strasse in Zürich?
Die Idee aus Köln setzt die Gemeinde Küsnacht nicht unter Zugzwang. «Aktuell ist in Küsnacht noch nichts geplant oder spruchreif», antwortet Gemeindepräsident Markus Ernst auf Anfrage knapp.
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Vielleicht lassen sich Stadtzürcherinnen und -zürcher von der Petition inspirieren. Im Engequartier befindet sich ebenfalls eine Richared-Wagner-Strasse. Der Komponist, der in einem Nebenhaus der Villa Wesendonck lebte, arbeitete in Zürich unter anderem an seiner berühmten Oper «Tristan und Isolde».
Museum oder lieber ein Denkmal?
Kurz nach Tina Turners Tod geisterten schon einige Ideen für ein Denkmal an die Sängerin herum. «Schön wäre es, innerhalb eines Jahres in Küsnacht etwas für Tina Turner machen zu können», sagte Markus Ernst damals. Der International Tina Turner Fanclub munkelte, dass es ein Tina-Turner-Museum gebe. Thomas Kain, Präsident des Fördervereins Kunst und Kultur am Zürichsee war der Meinung, nur das Museumsformat könne dem Rang und der Komplexität der Sängerin gerecht werden.
Welche Ideen hast du zu Ehren von Tina Turner? Schreib sie in die Kommentare!