Zürich

Schädel-Hirn-Trauma an Zürcher Rad-WM: Was bringt der Helm?

Schwerer Unfall

Tödliches Schädel-Hirn-Trauma an Rad-WM – was nützt der Helm?

· Online seit 28.09.2024, 17:00 Uhr
Juniorin Muriel Furrer starb nach einem Sturz an der Zürcher Rad-WM an einem Schädel-Hirn-Trauma. Sportarzt Walter O. Frey sagt, welche Sofortmassnahmen wichtig sind und wie viel ein Helm Radrennfahrern nützt.

Quelle: TeleZüri / Benno Kälin / CH Media Video Unit / Linus Bauer

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Herr Frey, die 18-jährige Juniorin Muriel Furrer ist an der Rad-WM tödlich verunglückt. Sie hatte ein schweres Schädel-Hirn-Trauma erlitten. Was heisst das?
Bei einem Schädel-Hirn-Trauma ist sowohl unser Schädelknochen als auch das Gehirn selbst mitbeteiligt. Dabei unterscheiden wir verschiedene Grade. Um ein leichtes Trauma handelt es sich, wenn man den Kopf an einer Tür anschlägt, um ein schweres, wenn das Gehirn durch einen Schlag mitzerstört wird.

Wo liegt dort die Problematik?
Darin, dass das Gehirn selbst ein sehr weiches Material ist. Der Körper schützt es mit dem Schädel. Diese Schale schützt gut, hat aber den Nachteil, dass sie sich im Gegensatz zu einem Luftballon nicht ausdehnen kann. Wenn der Druck zum Beispiel nach einem Riss eines Blutgefässes ansteigt, bleibt die Schale hart. Das Gehirn wird quasi intern zerdrückt oder es wird sogar abwärts in Richtung Wirbelsäulenkanal hineingepresst, wo lebenswichtige Funktionen zerstört werden können.

Welche Sofortmassnahme gibt es, wenn der Druck im Kopf steigt?
Wenn der Innendruck im Schädelinnern ansteigt, muss der Chirurg den Schädel entlasten. Entweder, indem man das Blut abfliessen lässt oder einen Teil der Schädeldecke entfernt.

Bis die verletzte Fahrerin gefunden wurde, soll es eineinhalb Stunden gedauert haben. Wie entscheidend ist der Faktor Zeit?
Je schwerer die Hirnverletzung ist und je rascher der Druck ansteigt, desto rascher und wichtiger ist es, dass man den Druck wieder normalisieren und das Gehirn entlasten kann. In einem solchen Fall ist die Zeit ein kritischer Faktor.

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Nützt ein Helm noch viel, wenn die Fahrerinnen und Fahrer mit 70 Stundenkilometern den Hang hinunterrasen?
Der Helm schützt primär einmal den Schädel. Er sorgt dafür, dass der Schädel nicht durchbrochen wird und verteilt den Druck optimal. Den Schlag selber verändert der Helm aber nur marginal. Bei entsprechendem Sturzereignis wird der Schlag genau gleich auf das Gehirn einwirken.

Als Sportarzt sind Sie bei vielen Sportereignissen dabei. Was löst es bei Ihnen aus, dass man eine Teilnehmerin lange nicht fand?
Es ist bei solch langen Strecken ein Problem, die Athletinnen und Athleten im Griff zu behalten. Ich bin Chefarzt der Sola-Stafette, die über 120 Kilometer lang ist. Dort wird nur gerannt. Die Athleten zu finden, ist immer ein Riesenthema. Man muss deshalb alles Erdenkliche machen, damit man nie jemanden verliert. Ganz ausschliessen lässt sich dies aber nicht.

An neuralgischen Punkten auf der Strecke braucht es demnach entsprechendes Personal. 
Es hängt vom Wettkampf ab. An der Sola-Stafette haben wir Töfffahrer und Velofahrer im Einsatz, die ständig patrouillieren und immer in alle Büsche hineinschauen. Auch fragen sie die Läufer ständig, ob sie etwas gesehen haben. Bei einem Velorennen gibt es zum Beispiel die Möglichkeit von Streckenposten, um das Risiko zu minimieren.

Haben Sie das Gefühl, dass die heutigen Sportevents, die immer spektakulärer sein müssen, auch eine grössere Gefahr für die Athletinnen und Athleten werden? 
Insbesondere der Leistungssport hat etwas von einem Spektakel, das auch einen gewissen Reiz hat und auch Spass macht. Der Athlet findet es auch lässig und spannend, wenn es ruppig hinuntergeht. Umgekehrt können Gefahren lauern. Der Veranstalter muss dies ausbalancieren und abwägen. Schlussendlich muss der Athlet selber wissen, welches Risiko er eingehen will.

(bza)

veröffentlicht: 28. September 2024 17:00
aktualisiert: 28. September 2024 17:00
Quelle: ZüriToday

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