Zürich

Schlieren: Kontroverse um Voodoo-Ausstellung der Kunsthalle

«Wir sind enttäuscht»

Schwarze Community findet Einladung zu Voodoo-Ausstellung in Schlieren erniedrigend

20.07.2024, 12:47 Uhr
· Online seit 20.07.2024, 12:44 Uhr
Die Kunsthalle Schlieren präsentiert eine Ausstellung zum Thema Voodoo. Mit einem Text, den die Organisatoren via Newsletter verschickt haben, stossen sie die schwarze Community vor den Kopf. Die Kunsthalle will nun den Dialog suchen.
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In der neusten Ausstellung der Kunsthalle Schlieren geht es um das Thema «Voodoo». Auf der Website der Kunsthalle steht dazu unter anderem: «Voodoo ist eine synkretische Religion, was bedeutet, dass Voodoo mit allen anderen religiösen Vorstellungen wie etwa den grossen Weltreligionen, aber auch New Age, Esoterik und traditionellen Mythen zu etwas ‹Neuen› vermischt werden kann.»

Die Ausstellung sorgt für Diskussionsbedarf. Die Schlieremer SP-Gemeinderätin Yvonne Apiyo Brändle-Amolo äussert sich dazu in einem Beitrag auf der Plattform Instagram. Während das Video dazu humorvoll ist, so ist die Unterschrift ernst: «Wir haben in Schlieren einen Migrationsanteil von fast 50 Prozent und doch verwendet die Kunsthalle Schlieren abfällige und exotische Bezeichnungen für ihre ‹Voodoo›-Ausstellung».

Brändle-Amolo: «Text in der Einladung war erniedrigend»

Auf Anfrage von ZüriToday erklärt Brändle-Amolo, sie sei selber bislang noch nicht an der Ausstellung gewesen. Sie sei aber Mitglied in einem Verein von schwarzen Personen, von denen mehrere, auch sie selbst, über den Online-Newsletter eine Einladung für die Ausstellung erhalten hätten. «Der Text in der Einladung war erniedrigend geschrieben», führt die Politikerin aus. Der Text sei zu Beginn im gleichen Wortlaut auch auf der Website erschienen. «Nachdem ein Mitglied des Vereins ein E-Mail geschrieben hat, hat die Kunsthalle den Text geändert», so Brändle-Amolo.

In der ersten Version stand beispielsweise «Voodoo ist, falls nötig ganz, ganz böse ,aber natürlich nur im plastisch künstlerischen Sinn.» In der neuen Version steht dann: «Und die Ausstellung ‹Voodoo› ist, falls nötig, auch ganz, ganz böse, aber natürlich nur im plastisch künstlerischen Sinn.»

Aber auch mit dem Text, der aktuell auf der Website zu finden ist, ist die SP-Frau noch nicht komplett zufrieden. «Es wirkt immer noch wie eine ‹Exotisierung› der Voodoo-Religion.» Brändle-Amolo wandte sich selbst auch an die Kunsthalle. Sie schlug den Organisatoren der Ausstellung vor, einen Voodoo-Priester oder eine Voodoo-Priesterin zu organisieren, der oder die im Rahmenprogramm der Ausstellung die Religion erklären könnte. Die Kunsthalle sei bis jetzt jedoch nicht darauf eingegangen.

Kunsthalle will Dialog durchführen

«Wir sind als Community ziemlich enttäuscht», sagt Brändle-Amolo abschliessend. Sie hoffen, dass sie mit den Organisierenden in einen Dialog eintreten könnten. Ob das der Fall ist, konnte Brändle-Amolo am Freitag noch nicht sagen. Sie selber wisse nicht, ob sie noch an die Ausstellung wolle. «Für uns ist es kein Witz, wenn man sich so unsensibel über Voodoo oder auch andere Religionen äussert», erklärt Brändle-Amolo.

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Die Kunsthalle Schlieren ist ein Organ der Arbeitsgemeinschaft Zürcher Bildhauer*innen. Diese schreibt auf Anfrage von ZüriToday, dass man eine Führung mit anschliessendem Dialog mit den Kurator*innen durchführen wolle. Nach dem Treffen wolle sie über das weitere Vorgehen informieren. Davor könne man die Fragen von ZüriToday nicht beantworten.

veröffentlicht: 20. Juli 2024 12:44
aktualisiert: 20. Juli 2024 12:47
Quelle: ZüriToday

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zueritoday@chmedia.ch