Zürich

Schulhauscup Uster – junge Schiedsrichter werden angefeindet

Schülerturnier

Trainer und Eltern machen junge Schiris an Cup in Uster fertig

03.07.2024, 10:58 Uhr
· Online seit 03.07.2024, 07:48 Uhr
Schiedsrichter hatten am Schulhauscup in Uster ein schweres Los. Eine Mutter will ihren Sohn dort sogar nie wieder ein Spiel pfeifen lassen. Der FC Uster, der den Cup organisierte, wird die Situation analysieren.
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Die Supercats holten bei den Erstklässlern den Pokal, bei den Sechstklässlern war es das Team You Are My Sunshine. Am Schulhauscup in Uster kickten letztes Wochenende Fussballteams von der ersten bis sechsten Klasse gegeneinander.

Leider hätten nicht alle gewinnen können, schreibt der FC Uster, der den Cup organisierte, auf seiner Website. Und merkt an: «Nicht nur der Sieg zählt, sondern der gemeinsame und friedliche Wettkampf aller Klassen der Schulen aus Uster.» Für die Mutter eines jungen Schiedsrichters hat es sich aber längst ausgepfiffen.

«War definitiv der letzte Einsatz meines Sohnes», schrieb eine Mutter eines jungen Schiedsrichters in einem inzwischen gelöschten Post mit der Anrede «liebe Eltern, Pseudotrainer und Schüler!». Im Post der Facebook-Gruppe «Du bisch vo Uster, wenn» erinnert sie diese daran, dass jugendliche Fussballspieler ihr Wochenende opferten, um die Schülerspiele zu pfeifen. «Dabei werden sie von euch kritisiert und aufs Gröbste beschimpft.» Den Post schliesst sie mit der Aufforderung: «Bildet euch weiter und übernehmt diesen Job doch selber ... und erfahrt den heute üblichen 0 Respekt.»

«Ich sehe sowas immer wieder»

Die Mutter gab ZüriToday auf Anfrage keine weiteren Auskünfte. Fest steht, dass es sich beim Post um mehr als eine übertriebene Reaktion eines besorgten Mamis handelt. «Unglaublich. Echt! Ich sehe sowas immer wieder», schrieb eine Userin in den Kommentaren. Eine weitere berichtete, dass dies bei ihrem Sohn der Fall gewesen sei und jetzt auch bei ihren Enkeln. Sie verstehe die Mutter, da dieses Verhalten sehr mühsam sei.

Für den Schulhauscup bietet der FC Uster Spielerinnen und Spieler als Schiedsrichter auf. Dazu können sich freiwillig weitere Spielerinnen und Spieler für einen Einsatz melden. «Wir achten darauf, dass wir Spielerinnen und Spieler als Schiedsrichter einsetzen, von denen wir überzeugt sind, dass sie über genügend Fussballwissen verfügen, um solche Spiele leiten zu können», sagt Andi Brunner, Präsident des FC Uster zu ZüriToday. Am vergangenen Cup sei der jüngste Schiedsrichter 14 Jahre alt gewesen. «Er hat sich bereits zum zweiten Mal in Folge freiwillig gemeldet.» Bei den restlichen habe es sich um 16- bis 19-jährige Fussballer des FC Uster gehandelt.

«Manchen Trainern und Zuschauern ging es nur um den Sieg ihres Teams»

Der FC Uster bestätigt, dass sowohl der Schulhauscup als auch die regulären Meisterschaftsspiele für Schiedsrichter eine Herausforderung darstellten. «Es gab das eine oder andere Erlebnis, bei dem die Emotionen von Trainern und Zuschauern hochkochten», sagt Andi Brunner. Erfahrungsgemäss seien als Trainer häufig freiwillige Eltern oder Lehrpersonen im Einsatz.

«Auch am Jurytisch beklagten sich Trainer, vereinzelt auch Zuschauer über die Schiedsrichter und wollten diese in keinem Spiel mehr eingesetzt sehen», sagt Brunner. Manche Trainer hätten reingerufen und Schiedsrichter beschimpft, seien sie mit einem Entscheid nicht einverstanden gewesen. «Wir stellen fest, dass es manchen Trainern und Zuschauern nur um den Sieg ihres Teams ging, als wäre es um das Finalspiel einer Fussballweltmeisterschaft gegangen und nicht um die Freude für ihre Kinder, für welche dies ein positives und grossartiges Klassenerlebnis sein sollte», sagt Brunner kopfschüttelnd.

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Angesprochen auf den Fall der empörten Mutter betont Brunner, dass Kinder und Jugendliche gerne am Schulhauscup als Schiedsrichter im Einsatz seien. «Dass sie zu Kanonenfutter werden – das wollen wir auf keinen Fall.» Der FC Uster lege nicht nur grossen Wert auf die Fach- und Methodenkompetenz, sondern vor allem auch auf die Sozialkompetenz. Dies beinhalte unter anderem das Verhalten gegenüber den Spielerinnen und Spielern, aber auch gegenüber den Schiedsrichtern, Trainern, Funktionären und den Zuschauern. «Der FC Uster hat ein Konzept mit dem Titel ‹Anstand, Fairness und Respekt›, welches für jedes Vereinsmitglied gültig ist.»

FC Uster will über die Bücher gehen

Aggressionen gegenüber Schiedsrichtern sind auf Zürcher Fussballplätzen ein verbreitetes Problem. Im Herbst 2023 wurde ein Schiedsrichter beim Spiel zwischen Zürich-Affoltern und der dritten Mannschaft blutig geschlagen. Rund 80 bis 90 Prozent aller Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter klagen laut einer Erhebung des Fussballverbands Region Zürich (FVRZ) über respektloses Verhalten. Rund die Hälfte hängt die Trillerpfeife deshalb an den Nagel.

Trotz der Vorfälle ist Andi Brunner der Ansicht, dass sich der Umgang mit den Schiedsrichtern am diesjährigen Schulhauscup im Verhältnis zu letztem und vorletztem Jahr verbessert hat. Der Verein mache die Teilnehmenden jedes Jahr auf Fairplay aufmerksam und habe mit diversen Massnahmen wie zum Beispiel einer anderen Aufteilung der Spielfelder den Anlass etwas entspannen können. «Es passierte aber immer noch zu viel Negatives.» Der FC Uster werde den Anlass gemeinsam mit den beteiligten Schulen analysieren.

veröffentlicht: 3. Juli 2024 07:48
aktualisiert: 3. Juli 2024 10:58
Quelle: ZüriToday

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