Sein Rücktritt liege im Interesse der Bank und der Stakeholder, sagte Horta-Osório laut der Mitteilung. «Ich bedauere es, dass einige meiner persönlichen Handlungen zu Schwierigkeiten für die Bank geführt und meine Fähigkeit beeinträchtigt haben, diese nach innen und aussen zu vertreten», liess er sich im Communiqué zitieren.
Ende Dezember 2021 machte die Nachrichtenagentur Reuters auf Grund von Insidern bekannt, dass der CS-Verwaltungsrat zwei Verstösse von Horta-Osório gegen Corona-Quarantäne-Auflagen in der Schweiz und in Grossbritannien untersuche. Sprecher der Bank hatten zu diesen Berichten keinen Kommentar abgeben wollen.
Einen Quarantäne-Verstoss hatte die CS zuvor bestätigt. Ende November hatte Horta-Osório nach der Rückkehr aus Grossbritannien in die Schweiz die damals geltenden Quarantänevorschriften missachtet. Zuerst hatte die Zeitung «Blick» darüber berichtet. Horta-Osório entschuldigte sich später für den Verstoss.
Als «Hoffnungsträger» gewählt
Im Dezember wurde durch einen Bericht der Nachrichtenagentur Reuters ein zweiter mutmasslicher Verstoss in Grossbritannien bekannt. Demnach soll Horta-Osório auch bei einem Besuch des Tennisturniers in Wimbledon Covid-Schutzregeln missachtet haben – im Land galt damals ebenfalls eine Quarantänepflicht.
Horta-Osório wurde im April als neuer «Hoffnungsträger» zum Verwaltungsratspräsidenten gewählt, als Nachfolger von Urs Rohner. Angesichts der Debakel um den US-Hedgefonds Archegos und um die «Greensill»-Anlagefonds sagte er nach der Wahl, er wolle eine Kultur fördern, die das Risikomanagement stärke, die richtigen Anreize setze und auf persönliche Verantwortung fokussiere.
In den Medien war im vergangenen Jahr unter Berufung auf Insider berichtet worden, dass er CEO Thomas Gottstein wenig vertraue und sogar die operative Führung selbst an sich reissen wolle. In der Folge hatte Horta-Osório solche Ambitionen öffentlich zurückgewiesen und Gottstein über die Medien den Rücken gestärkt.
Ehemaliger UBS-Banker übernimmt
Die Nachfolge des Portugiesen an der Spitze der CS ist bereits geregelt: Der Verwaltungsrat ernannte per sofort den ehemaligen UBS-Banker Axel Lehmann zum neuen Verwaltungsratspräsidenten. Lehmann habe sein Amt angetreten und werde an der Generalversammlung am 29. April als Verwaltungsratspräsident zur Wahl vorgeschlagen.
Der Schweizer Lehmann ist promovierter Betriebswirtschafter und seit 1. Oktober 2021 Mitglied des CS-Verwaltungsrates und hatte den Vorsitz des Risk Comitees inne, wie die CS schreibt. Er hat Mandate bei mehreren akademischen und gemeinnützigen Institutionen, und er ist Titularprofessor an der Universität St. Gallen.