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Love, Lena, Lucy - der Single-Blog aus Zürich

«Love, Lena, Lucy»

«Ich bin zu alt für den Scheiss, zu wenig woke, whatever»

· Online seit 27.10.2022, 16:00 Uhr
Lucy beamt sich per Sex auf Wolke 7 und Lena wagt den Schritt über die Wolken. Auf dem Boden der Tatsachen gelandet, trifft sie eine endgültige Entscheidung.
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Wie um Himmels Willen beginne ich diese Beichte? Ah, logo, mit einer Gratulation! Gratuliere, liebste Lucy, dass du endlich mit diesem Mann in die Horizontale gegangen bist. Und in die Vertikale. Und in die…äh ja, einfach überall rein. I LOVE IT. Genau so muss das sein.

Du machst genau das, weshalb ich ja mal kurz mein Leben auf den Kopf gestellt habe. Und hey, ja, ich bin gelandet. Auf dem Boden der Tatsachen.

Phlippe hat mir in no time eine Unterkunft organisiert und sozusagen mein südamerikanisches Kurzzeitleben verplant. Wie toll ist das denn? Imfall gar nicht so fest. Mein «Zimmer» hat ein knappes Fenster mit knappem Blick auf eine Wand. Das Bad ist auf dem Gang. Auf. Dem. Gang!!! Meinen Koffer kann ich quer zwischen Tür und Bett legen, dann schaffe ich es noch knapp raus. Zum Bad.

Er sagt, es sei super günstig und absolut top für uns.

Ich sage (dir) es ist absolut beschissen (für mich).

Trotzdem ging durch mein Herz ein Tornado, als Philippe mich filmmässig geküsst, meinen Koffer getragen und mich im “Zimmer* an die Wand gedrückt hat. Er hat übrigens immer noch den grössten!

Apropos. Lucy: Du musst mir ab jetzt tägliche Fuckdates geben. Du weisst schon, wie mein Ticker, einfach als Ficker. Ich will jedes Detail eurer Begegnungen erfahren, immer, sofort und sowieso.

Zurück zur südamerikanischen Misere. So grossartig Philippe ist, so stolz ich auf meine Moves war, so grandios der Wiedersehens-Sex war - es ist grauenhaft hier.

Komm mal runter, Lena, denkst du? NEIN!

Philippe ist eingebunden in sein Gutmenschprojekt. Wenn er nicht am Compi hängt, ist er unterwegs, um Leute zu treffen. Ziemlich genau so, wie unser Leben in unseren Jobs in Zürich läuft. Das wäre ja total ok, wenn nicht ich, Lena, drei Wochen Liebesferien im Kopf geplant hätte.

Ich sah uns in tollen Hotels, auf Flüssen, am Meer, auf durchaus anstrengenden Reisen von A nach B. Mit Wein, Musik, Sex, ja gopf, einfach mit allem, was man verliebt so tut.

Stattdessen sitze ich im Loch («Zimmer») und schreibe dir. Wir waren essen. Mit seinen Gutmensch-Leuten. Als wir die halbe Welt politisch verteufelt hatten und beim Erzfeind Geld angekommen waren, dachte ich ernsthaft nicht mal mehr an Sex mit Philippe, sondern an meine Kreditkarten. Natürlich konnte ich damit nicht mal ein Taxi organisieren, aber gegangen bin ich trotzdem.

Und jetzt kommts. Während Philippe über den kapitalistischen Teufel debattiert, habe ich einen neuen Flug gebucht. Ein letztes Mal werde ich heute Nacht fantastischen Sex mit dem Franzosen haben und ihm dann sagen: Je suis désolée.

Denn weisst du, ich glaube, ich bin zu alt für den Scheiss. Oder zu wenig woke. Whatever.

Meine Kreditkarte hat mir jedenfalls einen Ausweg ermöglicht. Ein Flug, ein Hotelzimmer mit Terrasse aufs Meer, ja, genau das brauche ich jetzt.

Natürlich werde ich Philippe sagen, wie toll ich das finde, was er tut. Aber auch wenn ich mir das selbe Feuer wünschte, ich hab ein anderes. Mein Feuer heisst aktuell Acapulco mit allem und noch bitz mehr.

Gäll, du verstehst mich, meine Wolke-7-Lucy?

Liebste (und letzte) Grüsse aus dem Loch, liebste verliebte Lena. Und einfach, dass es nochmal klar ist. Das Flugticket für dich gilt immer noch, das Zimmer, das ich gebucht habe, ist vielleicht eher eine Suite und eigentlich hätte ich dich einfach gerne dabei, wenn Lena 2.0 in Mexiko durchstartet.

veröffentlicht: 27. Oktober 2022 16:00
aktualisiert: 27. Oktober 2022 16:00
Quelle: ZüriToday

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