Alain, Davide und Julian wohnen in Zürich Altstetten und pflegen seit diesem Winter ein neues Hobby: Winterschwimmen. Die drei Freunde, alle 29 Jahre alt, fahren sonntags jeweils mit dem Velo zur Werdinsel und steigen in die Limmat. «Während dem Schwimmen ist es der absolute Horror», erzählt Julian. «Es schmerzt. Im Wasser ist mir irgendwie nach Schreien und Lachen gleichzeitig», sagt Alain. Warum tun man sich das an? Denn die Einzigen sind sie bei Weitem nicht. In Zürich hat sich schon fast ein Trend zum Winterbaden entwickelt.
«Wie tausend Nadeln, die in die Haut stechen»
Für Julian ist Winterschwimmen nichts Neues. Er war letztes Jahr schon mehrmals in der Limmat baden. «Um zu leben», heisst seine Begründung. «Ich finde es wirklich cool. Man fühlt sich so lebendig dabei», ergänzt er. Dieses Jahr sei es ein Ritual geworden.
«Die Anspannung davor, der Frost während dem Schwimmen und das warme Körpergefühl danach macht Winterbaden zu einem Hammer-Erlebnis», erzählt Davide. Neuling Alain merkt nach mehreren Badetagen den Fortschritt. «Die Überwindung ist beim ersten Mal relativ gross. Nachher wird sie kleiner, man weiss schliesslich, was auf einen zukommt.» Für ihn ist es eine Challenge: «Ich will wissen, ob ich es jede Woche schaffe.»
Während dem Schwimmen ist Davide fokussiert. Er erklärt: «Im Wasser konzentriere ich mich stark auf meine Atmung, um nicht zu hyperventilieren und mich zu verkrampfen.» Wenn man aus dem Wasser steige, sei es am schlimmsten, meint Julian. «Wie tausend Nadeln, die in die Haut stechen.»
Ähnlich sieht es Alain. Kommt er aus dem Wasser, spürt er das «Nädeln». Dann ist schnell aufwärmen angesagt. «Raus rennen, abtrocknen, schnell in die Kleider schlüpfen und dann zügig nach Hause», beschreibt er das Programm. Hände und Füsse würden extrem kalt. «Es geht dann bald wieder, wenn man sich schnell anzieht», so der 29-Jährige.
Wacher, präsenter und lebendiger
Die drei Zürcher baden jeweils für ein bis zwei Minuten. «Wir lassen uns für zirka 100 Meter in der Limmat treiben», so Davide. Manchmal tauchen sie mit dem Kopf unter, manchmal nicht, Davide ist bisher sogar mit einem Köpfler reingesprungen. Alleine gehen sie aber nie im Winter schwimmen. «Das könnte gefährlich sein», so Alain.
Den drei Jungs macht das Schwimmritual primär Spass. Sie betonen aber das gute Gefühl nach dem Baden. «Ist man mal aus dem Wasser, ist die Euphorie über das Geleistete riesig», erzählt Davide. «Man hat nie kalt für den Rest des Tages», sagt Julian zudem. Für Davide spielen auch gesundheitliche Aspekte eine Rolle. «Es treibt die Regeneration an und stärkt das Immunsystem», sagt er.
Wissenschaftlich ist nicht abschliessend belegt, dass Winterschwimmen gesund für den Körper ist oder das Immunsystem stärkt. Die Herausforderung und die eintretende Euphorie laden jedoch zum Winterschwimmen ein, heisst es bei der Schweizerischen Lebensrettungs-Gesellschaft (SLRG). Nach dem Baden im Winter fühle man sich wacher, präsenter und vitaler. Also ziemlich das, was die drei Männer berichten.
Das gilt es zu beachten
Die SLRG weist ausserdem auf Tipps hin, die man beachten sollte, wenn man ins kalte Wasser steigt. Allgemein sollte man nur im Winter baden, wenn man sich gesund und fit fühlt.
Weil Personen mit Herz-Kreislaufstörungen und Blutdruck-Problemen einem erhöhten Risiko ausgesetzt seien, sollten sie in jedem Fall auf das Winterschwimmen verzichten. Weitere Punkte, die Gefahren und Risiken vermindern, findest du in folgender Liste:
Zudem ist es von Vorteil, wenn man gleich Ende Sommer mit dem wöchentlichen Schwimmen beginnt. Bei der Verweildauer im Wasser kann man sich an der Wassertemperatur orientieren: Nur so lange schwimmen, wie das Wasser Grad Celsius anzeigt. Tauchen wird nicht empfohlen, im Gegenteil lohnt es sich eine Mütze zu tragen. Denn ein Drittel der Körperwärme geht über den Kopf verloren.
Alle Tipps gelesen? Dann ab ins Wasser! Wagst du es im Winter in die Limmat, dann erzähl uns von deinem Erlebnis in den Kommentaren oder per Whatsapp.