Zürich

«Zerstörung» – Stadt schneidet rigoros Schilf am Limmatufer ab

Offener Brief

«Zerstörung» – Stadt schneidet rigoros Schilf am Limmatufer ab

09.08.2023, 14:35 Uhr
· Online seit 09.08.2023, 10:11 Uhr
Die Stadt Zürich soll in Wipkingen «für Natur unabdingbare» Wiesen am Limmatufer zerstört haben. So der Vorwurf des Interesssenvereins Am Wasser in einem offenen Brief an den Stadtrat. Grün Stadt Zürich wehrt sich.
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«Zerstörung des Schilfgürtels am Limmatufer» lautet der Titel des offenen Briefs an den Zürcher Stadtrat, datiert vom 5. August 2023. Adressiert ist er an Stadtrat Michael Baumer und Stadträtin Simone Brander.

Tiere haben keinen Schutz mehr

Ende Juli habe die Stadt am Limmatufer in Wipkingen, genannt «Am Wasser», den Schilfgürtel inklusive Schwertlinien rigoros abgeschnitten, heisst es in der Mitteilung des Interessenvereins Am Wasser (IGAWB).

Zuständig für das Mähen sind Grün Stadt Zürich (GSZ) und das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (EWZ), denen Brander und Baumer je vorstehen.

Das Problem am gemähten Schilfgürtel, laut dem Interessenverein: Vögel können sich am Limmatufer jetzt nicht mehr gut verstecken und auch den dort lebenden Bibern bietet das Ufer keinen Schutz mehr. Am Limmatufer herrsche keine Leinenpflicht für Hunde, weshalb die Tiere Unterschlupf brauchten.

Der Interessensverband weist darauf hin, dass der Schilfgürtel «für die Natur als Schutz und Versteck unabdingbar» sei.

«Wir bitten Sie, die Zerstörung des Schilfgürtels und anderer Pflanzen am Limmatufer zu stoppen und die Verantwortlichen anzuweisen, ihre Versprechen und Reglemente einzuhalten», so die Forderung in der Mitteilung. Das Limmatufer sei eine Bereicherung für Mensch und Natur.

Geschützte Blumen geschnitten

Die Versprechen, welche die Stadt gebrochen haben solle, reichen ins Jahr 2021 zurück. Damals hätten das Elektrizitätswerk und Grün Stadt Zürich dem Interessenverein versprochen, das Gras nicht mehr so stark zu mähen. Konkret sollten nur noch zwei Drittel des Ufers gemäht werden. Ausserdem solle beim Biberbau das Gras nur am Wegrand gestutzt und Schilf und Iris grundsätzlich nicht geschnitten werden.

In einer weiteren Mitteilung vom 7. August schreiben die Vertreter des Interessensvereins, dass am Limmatufer auch geschützte Schwanenblumen wachsen. Auch diese sei vielerorts abgeschnitten worden – während der Blütezeit.

Grün Stadt Zürich wehrt sich

Marc Werlen von Grün Stadt Zürich räumt gegenüber dem «Tages-Anzeiger» ein, dass «zu weiträumig» gemäht worden sei. Jedoch beeinflusse das die Natur am Limmatufer nur geringfügig.

Die Vorwürfe des Interessenverbands weist Werlen teilweise zurück. Die Fotos würden nur gewisse Abschnitte zeigen und nicht das gesamte Limmatufer. Ausserdem seien die 2021 beschlossenen Regeln zum Mähen der Schilfgürtel eingehalten worden – nicht mehr als zwei Drittel sei gemäht worden.

Zu den Schwertlilien schreibt Werlen: «Schwertlilien profitieren davon, wenn sie nach dem Verblühen im Sommer geschnitten werden.» Die seltene Schwanenblume hat sich laut Werlen erst durch das Abschneiden des Schilfgürtels ausbreiten können.

Nicht Grün Stadt Zürich stutzte das Schilf zurück, sondern eine beauftragte private Firma. Diese sei zwar erfahren in der Uferpflege und habe Merkblätter über den städtischen Naturschutz erhalten, jedoch sei nicht alles optimal gelaufen. «Für die künftigen Ausführungen werden die Vorgaben für den Auftragnehmer für eine Verbesserung aber überprüft», so Werlen gegenüber der Zeitung.

(gin)

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veröffentlicht: 9. August 2023 10:11
aktualisiert: 9. August 2023 14:35
Quelle: ZüriToday

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