Ich* unterrichte eine Unterstufenklasse mit 25 Kindern. Heutige Schulzimmer platzten bei dieser Anzahl Kinder schon fast aus den Nähten. Fantasie ist also gefragt – schon nur, wenn es um die Einrichtung geht.
Dass ich die ganze Klasse im Zimmer unterrichte, ist allerdings eher ungewöhnlich, denn der Stundenplan gestaltet sich genauso individuell wie es die Kinder selbst sind. Ein Balance-Akt, allem und allen gerecht zu werden. Die Förder- und Unterstützungsprogramme sind vielfältig: DaZ (Deutsch als Zweitsprache für fremdsprachige Kinder), IF (Integrative Förderung/Heilpädagogik für Kinder mit speziellem Förderbedarf), Logopädie, Psychomotorik, Begabtenförderung – die Liste ist lang und die Koordination und der Austausch mit den entsprechenden Fachpersonen intensiv.
Du willst keine News mehr verpassen? Hol dir die Today-App.
Hinzu kommen die Wünsche und Anregungen der Eltern: «Anna kann die Hausaufgaben heute leider nicht erledigen, da sie in den «Unti» muss und später noch ins Theater geht. Aber sie kann sie auf den übernächsten Tag erledigen.»
Die Eltern von Mara schlagen ein anderes Lernprogramm vor – das von der Schule zur Verfügung gestellte Programm gefällt dem Kind nicht. Laras Eltern wünschen eine Stundenplananpassung, damit Lara wegen ihrer Begabtenförderung nicht wichtige andere Lektionen verpasst. «Drei Mal Turnen pro Woche ist zu viel», findet die Mutter von Max.
Es ist ein ständiger «Seiltanz» zwischen den Ansprüchen der Eltern, der Schule, aller Beteiligten. Das LehrerInnen-Leben ist nicht immer einfach, mit 25 Kindern, 50 Erziehungsberechtigten, involvierten FachlehrerInnen und TherapeutInnen. Und trotzdem liebe ich diesen Beruf, ob als Lehrerin oder Seiltänzerin.
* In der Kolumne «Zürcher Schulgeschichten» auf ZüriToday berichten Zürcher Lehrerinnen und Lehrer aus ihrem Berufsalltag. Die Protagonistinnen und Protagonisten bleiben dabei anonym, ihre Geschichten sind echt. Details können zwecks Anonymisierung verfremdet sein.