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Kritik an Staatsanwaltschaft Schaffhausen: Neues im Fall Fabienne W.

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Polizeigewerkschafter kritisiert Staatsanwaltschaft im Fall Fabienne W.

13.06.2024, 13:02 Uhr
· Online seit 13.06.2024, 08:28 Uhr
Die «Rundschau» berichtete Ende Mai über Fabienne W., die brutal verprügelt und mutmasslich vergewaltigt wurde. Seither steht die Schaffhauser Polizei in der Kritik. Nun wehrt sich der Präsident des Polizeibeamtenverbandes.
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Dass die Schaffhauser Polizei pauschal verunglimpft und als blöd hingestellt wurde, empfindet Patrick Portmann, Polizeigewerkschaftspräsident im Kanton Schaffhausen, als sehr einseitig und nicht gerechtfertigt. Die Staatsanwaltschaft habe im Fall Fabienne W. die Hauptverantwortung getragen – wie immer.  Die Polizei leiste die Ermittlungsarbeit im klaren Auftrag und unter Kontrolle der Staatsanwaltschaft.

«Das kam in der Berichterstattung bisher zu wenig zum Tragen, finde ich», sagt Portmann gegenüber den «Schaffhauser Nachrichten». «Dass die geplante externe Untersuchung jetzt vor allem die Polizeiarbeit ins Visier nimmt, nicht aber die Arbeit der auftraggebenden Behörde, ist ein Fehler.»

Polizeigewerkschafter spricht von «unzumutbaren Zuständen» bezüglich Verfahrensdauer bei der Staatsanwaltschaft

Portmann selbst sei schockiert, wie sich die Täter verhalten hatten. Dass das Verfahren so lange dauert und die Männer unbescholten bleiben, vertrage sich nicht mit dem Rechtsempfinden. Der Polizeigewerkschafter könne verstehen, dass sich Fabienne W. an die Medien gewandt hat. «Und würde ihr sogar zu ihrem Mut gratulieren», sagt er zur Zeitung.

Die Kritik an der Staatsanwaltschaft konkretisiert Portmann folgendermassen: Solch eine lange Verfahrensdauer entspreche «unzumutbaren Umständen», bei der Staatsanwaltschaft gebe es systemische Schwierigkeiten und Arbeitsaufwendungen im Bereich der Einvernahmen würden an die Polizei abdelegiert.

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Mehr polizeiliche Ressourcen und mehr Schulungen im Bereich sexualisierte Gewalt notwendig

So sollte die Untersuchung auch strukturelle Fragen angehen, findet Portmann, «statt nur Fehler zu benennen». Mehr personelle Ressourcen seien notwendig und ebenso Weiterbildungen. Insbesondere beim Thema sexualisierte Gewalt müsse man genau hinschauen. Auch gesetzliche Grundlagen müssten überarbeitet werden, also das kantonale Polizeigesetz. «Die Politik trägt hier eine grosse Verantwortung und muss auch bereit sein, die nötigen finanziellen Mittel bereitzustellen.»

Der Polizeibeamtenverband hat ein Schreiben an die Polizeileitung gerichtet, in dem eine gute Begleitung der Untersuchung gefordert wird, vor allem in der Kommunikation. «Viele Schaffhauser Polizistinnen und Polizisten haben übrigens wie ich vom Fall Fabienne W. erst aus der ‹Rundschau› erfahren. Zwei Tage später demonstrierten 500 Menschen vor dem Polizeihauptquartier», sagt Portmann abschliessend im Interview mit den Schaffhauser Nachrichten.

(hap)

veröffentlicht: 13. Juni 2024 08:28
aktualisiert: 13. Juni 2024 13:02
Quelle: ZüriToday

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