Zürich

Wasserpistolen sorgen an Zürcher Chilbis für Ärger

«Keinen Respekt mehr»

Wasserpistole-Attacken sorgen an Zürcher Chilbis für Unmut

30.08.2024, 08:02 Uhr
· Online seit 29.08.2024, 04:45 Uhr
Das Spiel mit Wasserpistolen eskaliert oft, wie Schausteller etwa der Chilbi Hombrechtikon berichten. So würden auch kleine Kinder, ältere Menschen und Fahrgeschäfte zum Ziel. Der Platzmeister des Zürcher Knabenschiessens will ein Verbot prüfen.
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Die bunten Wasserpistolen waren an der Chilbi Hombrechtikon der Renner. Auch ein 12-jähriges Mädchen hatte Spass damit, bis es von einem Mann ins Bein gekickt wurde, der möglicherweise einen Wasserspritzer abbekommen hatte. Rahel Gottardi, Betreiberin eines Angelspiels, zog am Montag einen Schlussstrich. «Es artet mit den Wasserpistolen aus. Darum bestelle ich ab jetzt keine mehr», sagte sie. Ein Augenschein vor Ort am Montagnachmittag zeigte, dass die Stand-Betreiberin mit ihrer Reaktion nicht übertreibt.

Immer wieder spritzt es mitten im Getümmel. Die Spritzer stammen von Kindern, die sich gegenseitig anspritzen. Selbst vor den Betreibenden der Fahrgeschäfte machen die Wasserpistole-Schützen nicht halt. Marco Gottardi zuckt auf seinem Bürostuhl an der Kasse kurz zusammen. «Und schon wurde ich wieder nass!», sagt er. Soeben hat ein Bub mit einer Wasserpistole durch die Chip-Herausgabe in die Kabine des bekannten Wetziker Schaustellers gespritzt und sich aus dem Staub gemacht.

«Scooter knallen in die Bandagen»

«Die heutige Jugend hat keinen Respekt mehr, wenn sie mit Wasserpistolen spielt», stellt Marco Gottardi fest. An anderen Zürcher Chilbis sei das Spielzeug ebenfalls zum Problem geworden. «Auch ältere Leute spritzen sie teilweise an.»

Manche Kinder zielen zudem auf die Fahrbahn der Autoscooter. «Wenn die Fahrbahn nass ist, lassen sich die Scooter nicht mehr steuern und knallen in die Bandagen», sagt Gottardi. Auch in Karussells werde reingespritzt. «Kleine Kinder erschrecken dann natürlich.» An der Chilbi in Dübendorf artete der Spass auf andere Art aus. «Kinder setzten einen WC-Wagen unter Wasser, weil sie dort ständig ihre Wasserpistolen auffüllen gingen», sagt Gottardi.

Mit dem Autoscooter den Berg hinunter

Der Präsident des Schausteller-Verband-Schweiz (SVS) bestätigt, dass Wasserpistolen auf Chilbi-Plätzen oft für Unruhe sorgen. «Es gibt vor allem Jugendliche, die manchmal nicht wissen, wie blöd sie tun müssen», sagt André Broch. Diese spritzten Besuchende an oder gingen damit auf Kollegen los. «Die Schausteller verweisen solche Personen jeweils vom Platz.»

Die Anspritzerei ist für ihn aber nur die Spitze des Eisbergs. Auch vor fremdem Eigentum sei der Respekt verloren gegangen. Jugendliche hätten Fahrgeschäfte nachts schon beschädigt oder Autoscooter umgeworfen. «Es kam auch vor, dass sie Autoscooter in der Nacht aus dem Geschäft transportierten, um damit den Berg hinunterzurollen.»

«Es macht halt Spass»

Zurück an die Chilbi Hombrechtikon. Unweit von Gottardis Autoscooter-Bahn entfernt, müssen sich die Chilbi-Besuchenden vor der nächsten möglichen Spritz-Attacke in Acht nehmen: Gerade haben zwei Fünftklässlerinnen abgedrückt.

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«Keine Ahnung, es macht halt Spass», antwortet eines der Mädchen auf die Frage nach dem Reiz am Spielzeug. Sie spritzten nur Leute an, die sie kannten. Sie fänden es selber auch «nicht so cool», von Fremden angespritzt zu werden, behaupten sie. «Sekschüler haben uns schon angespritzt», kritisiert ihre Kollegin. In dem Moment weichen die beiden zur Seite aus. Ein kleiner Bub, kaum grösser als seine riesige Wasserpistole, hat sie knapp verfehlt und zieht schadenfreudig tänzelnd weiter. Den Buben kannten sie, sagen die Freundinnen leicht genervt. Ihre Wasserpistolen haben sie inzwischen eingepackt.

Platzmeister von Zürcher Knabenschiessen sucht Gespräch

Mit dem Zürcher Knabenschiessen steht vom 6. bis 9. September die grösste Chilbi im Kanton Zürich an. Auch dort wird es voraussichtlich Stände mit Wasserpistolen im Angebot haben. Er werde beim Aufbau auf die drei Standbetreiber zugehen, sagt Platzmeister Heinz Büttler auf Anfrage. «Wenn sie den Umgang mit den Wasserpistolen an den Chilbis als negativ erleben, werden wir den Verkauf verbieten.»

Für den Präsidenten des Schausteller-Verband-Schweiz käme ein Verbot nicht infrage. «Wir müssen die Besuchenden nicht bevormunden. Jeder soll selber entscheiden können, wie sinnvoll dieses Spielzeug ist», sagt André Broch.

veröffentlicht: 29. August 2024 04:45
aktualisiert: 30. August 2024 08:02
Quelle: ZüriToday

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