Zürich

Vermisste Katzen im Kanton Zürich – so musst du vorgehen

Plötzlich weg

So stehen die Chancen, dass dein vermisstes Büsi zurückkommt

· Online seit 24.06.2024, 06:15 Uhr
Die Zahl vermisster Katzen hat sich im Kanton Zürich in den letzten Jahren mehr als verdoppelt. Dies zeigen exklusive Zahlen der Schweizerischen Tiermeldezentrale. Eine Tierschützerin ruft bei zugelaufenen Büsis zu aktiver Mithilfe auf.
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An fast jeder Ecke fehlt ein Büsi. Suchplakate mit einem Foto des Vierbeiners gehören inzwischen beinahe zum Dorfbild vieler Zürcher Dörfer. Auch auf Social Media vergeht kein Tag ohne Post wie «Hilfe, wer hat unsere Katze gesehen?» oder «unsere Katze ist jetzt ein paar Tage nicht nach Hause gekommen». Fast gleich oft melden sich User, denen fremde Büsis im Garten auffallen. «Sie jammert bei uns rum und findet den Heimweg nicht», lauten derartige Posts dann zum Beispiel.

Die vermissten und zugelaufenen Katzen auf Social Media sind nur die Spitze des Eisbergs. Die Schweizerische Tiermeldezentrale (STMZ) führt eine nationale Datenbank für Fund- und Vermisstmeldungen. Über 5000 Katzen sind dort aktuell als vermisst registriert.

Im Kanton Zürich gehen bei der STMZ im Sommer wöchentlich mit 150 dreimal mehr neue Vermisstmeldungen ein als im Winter, wie exklusive Zahlen zeigen. Schweizweit sieht das Verhältnis mit 650 als vermisst gemeldeten im Sommer ähnlich aus. 2023 belief sich die Zahl vermisster Zürcher Katzen total auf knapp 4000, schweizweit auf knapp 20’000.

Grosse Dunkelziffer vermutet

Die Chance, dass die Halterinnen und Halter ihr vermisstes Büsi wieder in die Arme schliessen können, ist gross. «Etwa 70 Prozent der im Jahr 2023 vermissten Katzen wurden wieder gefunden und sind nach Hause zurückgekehrt», sagt Bernadette Christen, Geschäftsführerin der STMZ. Rund fünf Prozent würden leider tot gefunden und gleich viele Meldungen würden durch die Besitzer gelöscht, da sie die Hoffnung auf ein Wiedersehen aufgegeben hätten. Die restlichen 20 Prozent sind spurlos verschwunden.

Esther Geisser, Präsidentin der Tierschutzorganisation Network for Animal Protection (Netap), geht davon aus, dass die Zahl der vermissten Katzen noch viel grösser ist. «Viele Halterinnen und Halter müssten vielleicht längst nicht mehr um ihr Tier bangen, wenn sie die Vermisstmeldung auf der STMZ regelmässig verlängert hätten», sagt sie. Meldungen, die nicht aktiv verlängert würden, würden nach 17 Tagen gelöscht. «Jedes Jahr gehen uns mehrere Katzen in die Falle, die vermisst wurden, auf der STMZ aber gar nie oder nicht mehr aufgeschaltet waren.»

Anfüttern verboten

Entscheidend für die Erfolgschancen im Falle vermisster Katzen ist laut Geisser, dass die Katze gechippt und kastriert ist und die Besitzerinnen und Besitzer etwa nach einem Umzug, die neue Wohnadresse auch in der Heimtierdatenbank Anis aktualisieren.

Personen, denen ein unbekanntes Büsi auffällt, ruft sie zu aktiver Hilfe auf. «Oft geht man automatisch davon aus, dass die Katze ‹ja schon jemandem gehört› oder ein Neuzuzüger im Quartier ist.» Angesichts der hohen Katzendichte hierzulande sei aber gut möglich, dass es sich um ein vermisstes Tier handle. Seit April sucht Netap Kater Timmy, der nach einem Umzug von Egg nach Schafisheim im Kanton Aargau verschwand. «Da er gut im Futter und sehr gepflegt ist, wird kaum jemand merken, dass er schmerzlich vermisst wird», schrieb Esther Geisser in einem Aufruf auf Facebook.

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Im Falle eines zugelaufenen Büsis rät sie, die STMZ nach einer entsprechenden Meldung zu durchsuchen und sich in der Nachbarschaft kundig zu machen. Auch könne man dem zugelaufenen Büsi ein Papierhalsband mit der Telefonnummer umlegen, mit der Bitte, der Halter solle sich melden. Trägt die Katze das Halsband nach ein paar Tagen immer noch, ist von einem herrenlosen Tier auszugehen. «Ganz klar falsch wäre, sich einzubilden, die auserwählte Person des Büsis zu sein und es dann anzufüttern.» Diese und weitere Tipps hält Netap detailliert auf zwei Merkblättern zum Vorgehen bei vermissten und zugelaufenen Katzen fest.

«Viele Leute lassen ihre Katze zu früh raus»

In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der Vermisstmeldungen bei der STMZ im Kanton Zürich und schweizweit mehr als verdoppelt. Bernadette Christen führt dies auf die Bekanntheit der STMZ und die Zunahme der Hauskatzen in der Schweiz zurück.

Esther Geisser macht dafür aber noch andere Gründe verantwortlich. Ein Problem sei, dass viele Katzen nach wie vor ungechippt seien oder nicht kastriert. «Viele Leute lassen ihre Katze aber auch zu früh raus, etwa bereits im Alter von drei oder vier Monaten.» Die meisten Katzen, die überfahren würden, seien unter zwei Jahre alt. Eine Katze könne Gefahren erst richtig einschätzen, wenn sie erwachsen sei. «Daher rate ich grundsätzlich, sie drinnen zu behalten, bis sie kastriert und etwa ein Jahr alt ist.» Am besten sei, sie auch nur tagsüber rauszulassen.

Beschäftigung bezeichnet Geisser als guten Schutz vor Verschwinden. «Je abwechslungsreicher das Zuhause der Katze ist, desto weniger geht sie streunen und desto tiefer ist das Risiko, dass sie plötzlich nicht mehr nach Hause kommt.»

«Büsi war auf Luzerner Alp»

Besonders tragisch ist, wenn eine Katze nie mehr zurückkehrt, weil sie getötet wurde. Im April wurde im Kanton Glarus eine Katze mit einem Pfeil in der Brust entdeckt. Anfang Juni stellte ein Mann im Zürcher Unterland einer Katze eine tödliche Falle, weil er sie verdächtigte, auf seiner Parzelle ihr Geschäft zu verrichten.

Die Netap-Präsidentin führt die Zunahme der vermissten Katzen auch auf einen wachsenden Unwillen gegenüber der Tiere zurück. «Ein klarer Beleg dafür ist der Anstieg von Katzen mit Schussverletzungen, den wir verzeichnen.» Es gebe aber auch Leute, die Katzen einpackten und an unglaublich weit entfernten Orten aussetzten. «Gerade aktuell fanden wir ein zahmes Büsi auf einer Luzerner Alp.»

veröffentlicht: 24. Juni 2024 06:15
aktualisiert: 24. Juni 2024 06:15
Quelle: ZüriToday

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